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Jazzzeitung

2007/05  ::: seite 7

berichte

 

Inhalt 2007/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig


TITEL - Endzeitstimmung
Wir erleben die Apokalypse des Jazz


DOSSIER

Individualisten aus Chicago
Zum Tod des Pianisten Andrew Hill und des Geigers Johnny Frigo

I like the way you play
Abschied von Joe Zawinul mit Erinnerungen an eine bewegte Zeit


Portraits

Jean-Luc Ponty, Kristin Asbjørnsen, Daniel Smith, Harald Banters Media Band, Besuch bei Richie Beirach

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Atemberaubende Hörerlebnisse

Zur 5. Ottensteiner Jazz-Nacht

Wieder einmal war der idyllische Marktplatz in Ottenstein Schauplatz einer musikalischen Veranstaltung, wie sie in dieser Qualität in der Provinz einmalig sein dürfte. Über 30 Musiker hatten Harald und Elke Hahn zusammen mit dem Förderverein für diesen Abend engagiert. Dabei kamen alle auf ihre Kosten: die Liebhaber des Big-Band-Klanges, die Oldtime-Fans, die immer größer werdende Fan-Gemeinde der Klazz Brothers und schließlich die Bewunderer des Ausnahme-Künstlers Edson Cordeiro.

Fünf Jahre Open-Air-Festival und von Jahr zu Jahr ein qualitativ gesteigertes Programm. Zwar war in diesem Jahr die Nacht nicht ganz so lauschig wie gewünscht, zeitweilig bestimmten auch Regenschirme das bunte Bild auf dem Marktplatz, aber schon die Eröffnung des Abends mit der Bigband Holzminden unter der Leitung von Alexander Käberich brachte mit Swing und Funk die Zuhörer in gute Laune. Dabei überzeugten besonders die satten Bläsersätze der anspruchsvollen Arrangements, während die Soli noch ausbaufähig waren. Unvergesslich übrigens das Bild der Frauen aus dem Publikum, wie sie schützend ihre Schirme über die Saxophone hielten, denn die haben leider ihre Öffnung himmelwärts.
Als die Hamelner Coffee House Jazzband mit dem mitreißend gespielten Titel „I´ve Found A New Baby“ den zweiten Teil des Abends eröffnete, hatte Petrus ein Einsehen, so dass die Hände der Zuhörer wieder für heftigen Applaus frei wurden.

Rainer Topp (Trompete), Ulrich Gehl (Klarinette und Saxophon), Alfred Finke (Posaune), Hans-Georg Lehmkuhle (Gitarre, Banjo und Gesang), Eckhardt Wunram (Piano), Gero Kellermann (Bass) und Martin Härtel (Schlagzeug) begeisterten einmal mehr mit einer geschickt zusammengestellten Mischung aus Dixieland und Swing.
Und dann entfesselten die Klazz Brothers, zunächst in der Original-Besetzung mit Tobias Forster (Piano), Kilian Forster (Bass) und Tim Hahn (Schlagzeug), ihr Feuerwerk aus verjazztem Bach, Mozart, Beethoven und Brahms, natürlich nicht ohne das Paradestück des Bassisten, den Czárdás von Monti.  Atemberaubend!

Unterstützt und zu rhythmischen Höhenflügen angetrieben wurde das Trio später von den Perkussionisten Elio Rodriguez Luis und Alexis Herrera Esteves, die mit ihren Soli immer wieder für Sonderapplaus sorgten. Der russische Piano-Star David Gazarov kämpfte anschließend mit den begrenzten Möglichkeiten des Instruments, ein Flügel wäre seinem großartigen Solo-Auftritt angemessen gewesen. Die Titel „Caravan“, „Sophisticated Lady“ und „Take Five“ verwandelte er in eigenwilligen, ganz neu klingenden Versionen in Hör-Erlebnisse der besonderen Art.

Die Fackeln wurden angezündet, Kühle machte sich bemerkbar, aber dann kam der von vielen erwartete Star des Abends, Edson Cordeiro, der noch einmal tüchtig einheizte. Mit seiner vier Oktaven umfassenden Stimme überzeugte er besonders in den tieferen Lagen („Babalu“ und sehr virtuos: „Boi Bumbá“), riss viele Zuhörer mit einer rockigen Version des Gospels „Joshua fit the battle of Jericho“ von den Stühlen und brachte schließlich mit Kompositionen, die mit Jazz eigentlich nichts mehr zu tun hatten, aber sehr wirkungsvoll präsentiert wurden, viele Fans in geradezu euphorische Stimmung, so mit den Titeln „I will survive“ und „Kiss“ von Prince. Cordeiro ist zweifellos ein Ausnahme-Talent. Aber die manchmal überzeichnende Präsentation, verbunden mit einer gewissen Diva-Attitüde bei einigen seiner Titel ist doch auch Geschmackssache. Weniger wäre hier manchmal mehr.

Insgesamt wieder einmal eine Jazz-Nacht, wie wir sie uns noch viele Male in den nächsten Jahren wünschen.

Jürgen Schoormann

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