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Jazzzeitung

2007/05  ::: seite 4

berichte

 

Inhalt 2007/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig


TITEL - Endzeitstimmung
Wir erleben die Apokalypse des Jazz


DOSSIER

Individualisten aus Chicago
Zum Tod des Pianisten Andrew Hill und des Geigers Johnny Frigo

I like the way you play
Abschied von Joe Zawinul mit Erinnerungen an eine bewegte Zeit


Portraits

Jean-Luc Ponty, Kristin Asbjørnsen, Daniel Smith, Harald Banters Media Band, Besuch bei Richie Beirach

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Mustergültges Jazz-Dänemark

Das Copenhagen Jazz Festival 2007 setzte Maßstäbe für Europa

Das diesjährige 29. Copenhagen Jazz Festival war gigantisch in Ausmaßen und der musikalischen Qualität. Rund 1.000 Konzerte in zehn Tagen (vom 6. bis 15. Juli), das stellt auch das North Sea Jazz Festival oder diverse Jazz Rallys in den Schatten. 89 Spielorte standen zur Verfügung, quer durch die Stadt, vom Café, Restaurant, Biergarten über Museen, Kunst- und Literaturhäuser, die Stadtbibliothek bis hin zu den bekannten Spielorten im Copenhagen JazzHouse und dem Glaspalast im Tivoli.

Und natürlich waren die internationalen Stars da, denen man zur Zeit nirgendwo entgehen kann: von Joshua Redman, McCoy Tyner über Medeski, Scofield, Martin & Wood, Kenny Werner, Ramsey Lewis und so weiter und so weiter...

Schön, dass man auch die Wahl-Kopenhagener Horace Parlan, Ed Thigpen und John Tchicai treffen konnte. Dass auch bekannte Europäer auf der Liste standen wie Richard Galliano, Nick Bärtsch, Bojan Z. oder Stefano Bollani, unterschied das Festival von den vielen euro-amerikanischen Einbahnstraßen. Und die Saxophonistin Lotte Anker, zur Zeit häufig in New York zu hören – und regelmäßig einmal im Jahr in Köln – durfte ihre internationalen Kollegen einladen, Tim Berne, Tom Rainey, Ikue Mori, Sylvie Courvoisier, Marc Ducret und Fred Frith. Der Schwerpunkt des Festivals lag eindeutig auf der eigenen Szene, den europaweit etablierten Musikerinnen und Musikern wie Marilyn Mazur, Susi Hyldgaard, Jens Winther, Emil de Waal und vor allem den explosionshaft nach vorne drängenden neuen Stars Ibrahim Electric, JazzKamikaze, Jacob Anderskov, Frederik Lundin, Malene Mortensen, Benjamin Koppel, Stefan Pasborg, Kresten Osgood, Mod und vielen anderen.

Und die zehn Tage in ihrer Hauptstadt zogen die Dänen so an wie anderswo der Karneval. Die Stadt quoll geradezu über und war bis tief in die Nacht voll Begeisterung, Musik und guter Laune.

Wie ist so etwas möglich, fragt man sich als deutscher Musiktourist.
Kultur ist den Dänen schon seit langem wichtig, nicht nur eine Angelegenheit des Ermessens wie in unserem Land. Ein Gesetz regelt, welche Gelder in welchem Verfahren von wem für Musiker und Veranstalter ausgegeben werden müssen, so wie dies in Deutschland für die Sozialhilfe geregelt ist. Und der Jazz war und ist in Dänemark immer dabei. In Zeiten einer konservativen Regierung wie im Augenblick überschlagen sich die Finanzquellen zwar nicht, aber es ist immer noch im Vergleich zum Beispiel zu Deutschland das „Paradies“.

Das Festival zum Beispiel wird von mehreren Organisationen getragen und begleitet, u. a. dem Dansk Musiker Forbund und The Danish Jazz Federation. Diese Organisation ist dazu da, den Dänischen Jazz in aller Welt anzubieten. Sie organisieren das Kopenhagen Jazz Festival in Berlin, präsentierten in diesem Jahr im Juni den Dänischen Jazz in Rochester/USA und laden zu dem Copenhagen Jazz Festival Veranstalter aus vielen Ländern ein, denen sie so die Möglichkeit eröffnen, das Neueste aus Dänemark zu erleben, ganz aktuell und ohne jeden Zwang, sich dies oder das unbedingt anzuhören. Ein kleines Team organisiert unbürokratisch, freundschaftlich und ganz locker die Begegnung mit einer mehr oder weniger überwältigenden jungen europäischen Jazzszene.

Erfüllt von diesen Erlebnissen bleibt die Frage nicht aus, warum diese Musik, die ja nicht leichtfertig weltweit die Musik des 20. Jahrhunderts genannt wird, in einem Land wie Dänemark (und den Niederlanden, Belgien, Norwegen, Frankreich… ) so viel und in unserem Land im öffentlichen Leben im Vergleich so wenig Interesse und Förderung erfährt. Die politischen und künstlerischen Ausgangssituationen im vorigen Jahrhundert waren genau dieselben. Die üblichen Ausreden wie kulturelle Traditionen etc. ziehen da einfach nicht!

Hans-Jürgen von Osterhausen

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