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 2001/06

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Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 06/2001


Inhalt 2001/06

standards
Editorial
News
Fortbildung
no chaser Jazz für Amerika
Glossar: Tailgate

berichte
New Orleans Music Festival Wendelstein 2001
Ein Jahr Jason
32. Internationale Jazzwoche Burghausen

kurz aber wichtig
Münchner und Freiburger Jazzchor gemeinsam in Augsburg
Jazz am Tegernsee

jazz heute
Break (von Joe Viera)
Mehr Kulturaustausch
Deutscher Kulturrat will Reform der Ausländersteuer

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Sardiniens Star
Paolo Fresu mit Musik fürs Kino
Prominenter Fan
Dianne Reeves ehrt Sarah Vaughan
Hardcore Jazz
Helge Schneider und seine neue CD

play back.
Meisterwerk
Charles Mingus’ „Tijuana Moods“

education
Grundlagen der Improvisation
Die Neue Jazz School München
Fortbildung

dossier
Women in Jazz
Fotos von Ssirus W. Pakzad

medien/service
TDK mit einer neuen Reihe von Jazz-Konzerten auf DVD
Charts
Link-Tipps
Rezensionen 2001/06
Service-Pack 2001/06 als pdf-Datei (kurz, aber wichtig; Clubadressen, Kalender, Jazz in Radio & TV, Jazz in Bayern und anderswo (527 kb))

 

Meisterwerk

Charles Mingus’ „Tijuana Moods“

„This is the best record I ever made“ – ob die enthusiastische Einschätzung des temperamentvollen Jazz-Bassisten zutrifft, kann 44 Jahre nach der Aufnahme erneut jeder selbst entscheiden.

Die Liebe zum Original geht manchmal etwas zu weit – nämlich dann, wenn gewisse Ungereimtheiten so zur zweiten Natur eines Meisterwerks geworden sind, dass sich keiner mehr traut, es in seiner ursprünglich gewünschten Form zu präsentieren: Das Außencover spricht, wie schon seit neununddreißig Jahren, verharmlosend von „Charlie“ Mingus, während ihn das Innencover korrekt – und im gleichen (!) Schriftbild – „Charles“ nennt. Außerdem wurden die wenig sensiblen Bandschnitte, die schon die Erstausgabe entstellten, unverändert übernommen.

Die Musik, die auf Mingus’ Impressionen von einem Aufenthalt in dem mexikanischen Grenzstädtchen Tijuana basiert, ist stark visuell angelegt – wie schon bei seinem Gesellenstück „Pithecanthropus Erectus“ (Atlantic) erweist sich Mingus als musikalischer Erzähler und Dramaturg ersten Ranges.

Die für ihn charakteristischen Beschleunigungen und Verlangsamungen des Tempos, die plötzlichen Takt- und Stimmungswechsel wären undenkbar gewesen ohne die telepathische Verständigung Mingus’ mit dem zu Anfang des Jahres rekrutierten Dannie Richmond, der erst auf Mingus’ Rat hin vom Saxophon zum Schlagzeug gewechselt war. Mit ihm sollte Mingus eine lebenslange Freundschaft verbinden. Die enge Arbeitsbeziehung mit dem hier noch ganz der Mingus’schen Musik ergebenen Posaunisten Jimmy Knepper hingegen sollte 1962 schlagartig enden, als Mingus ihm im Zuge eines cholerischen Anfalls beide Schneidezähne ausschlug. Außerdem begegnen wir hier den vorzüglichen, andernorts kaum dokumentierten Sidemen Clarence Shaw (Trompete), Bill Triglia (Klavier) und Curtis Porter alias Shafi Hadi (Altsaxophon), die jeder ihr Scherflein zur beeindruckenden Ensembleleistung beitragen. Das von einem Percussionisten, einem Sprecher sowie der Kastagnettenspielerin und – natürlich unsichtbar agierenden – Tänzerin Ysabel Morel verstärkte Charles-Mingus-Sextett nahm „Tijuana Moods“ im Sommer 1957 für RCA Victor auf – nach „The Clown“ (Atlantic) und vor „East Coasting“ (Bethlehem), und zwar bereits im noch unüblichen Zweikanalton. Erschienen ist das Werk dann erst volle fünf Jahre später, als sich der Bassist auch kommerziell durchgesetzt hatte. Doch damit war seine wechselvolle Geschichte noch keineswegs vorbei: Als erfreulichen Nebeneffekt der vielen damals aufgenommenen Takes konnte Ed Michel, der Produzent der Doppel-LP „New Tijuana Moods“, 1986 aus nicht verwendeten Fassungen eine vollständige, um sechs Minuten längere Alternativversion dieses Meilensteins der afroamerikanischen Musik erstellen, die durch sanftere und musikalisch überzeugendere Übergänge besticht. Die vorliegende, wohl als endgültig zu betrachtende Edition aus der feinen „RCA Victor Gold Series“ enthält nicht nur beide beschriebenen Fassungen, sondern unter dem Titel „A Colloquial Dream“ auch die mit einem anderen Sprecher aufgezeichnete Erstaufnahme von „Scenes In The City“, dem späteren Titelstück von Mingus’ zweiter Bethlehem-Platte.

Mátyás Kiss

Charles Mingus: Tijuana Moods – The Complete Edition, RCA Victor Gold Series/BMG 74321 749992 (2 CDs)

 

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