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Ausgabe November 1998

STORY

Ein Netzwerk Jazz – bundesweit

Autor:
Richard Wiedamann

Das Jazzbüro Hamburg und die Union deutscher Jazzmusiker, UdJ, hatten im September 1998 zu einem Treffen nach Hamburg geladen. Diskutiert werden sollte über die Errichtung eines bundesweiten Netzwerkes. Karin Gerken vom Jazzbüro hatte sich der mühevollen Vorbereitungsarbeit unterzogen, teilweise doch recht träge Musikerinitiativen, Jazzorganisationen und diverse Interessenten in unzähligen Telefonaten für dieses Vorhaben zu gewinnen. So konnte sie im Vorfeld mit der thematischen Planung sogar eine Reihe von "Steckbriefen" der eingeladenen Teilnehmer verschicken. Zur Nachahmung empfohlen!

In einem Raum der Hamburger Musikhochschule, Dieter Glawischnig war zur Begrüßung anwesend, versammelten sich schließlich rund dreißig Personen, die aus den verschiedenen Bundesländern kamen und ganz unterschiedliche Organisationsformen vertraten. Ein avisierter Vertreter der neuen Bundesländern war nicht erschienen, was allgemein sehr bedauert wurde. Bayern war durch Hannes Beckmann von JIM, München, und Richard Wiedamann von der LAG Jazz in Bayern e.V. vertreten.

Die Hamburger hatten mit Antonia Leben aus Berlin eine professionelle Kommunikations-"Fachfrau" als Moderatorin engagiert. So wurde denn mittels Flipcharts ein Ideenpool erstellt und die daraus gewonnenen Themenkreise in eine ihrer Bedeutung entsprechenden Reihenfolge geordnet. Vornehmlich der bestimmt, dabei aber auch sensibel reagierenden Moderatorin war es zu verdanken, daß in zirka zwei Stunden aus dreißig verschiedenen Meinungen eine brauchbare Arbeitsgrundlage herausgefiltert worden war.

Das von allen gemeinsam zu erstellende "Netzwerk", soll ein Kommunikationsnetz werden, eine Art permanenter Erfahrungsaustausch zwischen jedem mit jedem. Natürlich kam hier sofort die Internet-Komponente ins Spiel. Bemerkenswert die Äußerung der Hamburger Internet-Spezialistin: "Kommunikation kann heute kein Problem mehr sein, auch kein Preisproblem". Ihre weiteren Darlegungen verdeutlichten den realen Hintergrund dafür. Das Plenum verwarf mehrheitlich die Installation einer straffen Organisationsstruktur nach dem Muster von Lokal- über Landes- zur Bundesvertretung. UdJ und DJF, die sich durch ihre Vertreter abgrenzend definierten und dabei zugleich ihre enge Zusammenarbeit bekräftigten, schienen dem Plenum als Vertretung auf Bundesebene ausreichend.

Ausgehend von in der UdJ bereits entwickelten Vorstellungen, soll ein gemeinsames bundesweites Projekt in Angriff genommen werden. Ein im November erstmals zusammentretender Arbeitskreis wird sich mit diesem Projekt beschäftigen und seine Ergebnisse im ersten Quartal des nächsten Jahres bei einem Netzwerk-Treffen dem Plenum vorlegen.

Abschließend seien dem Berichterstatter, der seit mehr als vierzig Jahren diverse Organisationsversuche im Jazzbereich sowohl auf der Musiker- wie auch der Funktionärsschiene mit durchlitten hat, einige persönliche Anmerkungen gestattet. Auffallend im Vergleich mit solchen Treffen in den letzten Jahren: die über sechzig Jahre alten Jazzfunktionäre waren mit zwei Personen ganz entschieden in der Minderheit. Das macht Hoffnung! Das Engagement war beachtlich. Daß die nächste Generation die Frage stellt, was Jazz eigentlich sei, was wir vertreten, wenn wir von Jazz sprechen, zeigt eine Ernsthaftigkeit der Materie gegenüber, die gerade in einer so oberflächlichen, modischen Trends folgenden Zeit wie unserer höchst erfreulich ist. Die Entscheidung gegen eine hie-rarchische Ordnung auf Bundesebene ist aus demokratischer, dem Individuum verhafteter Sicht durch-aus sympathisch, ob sie sich angesichts der Lobbystruktur unseres Staatswesens auf kulturpolitischer Ebene als genügend tragfähig erweist, wird sich herausstellen. Fazit: eine sehr interessante, darüberhinaus recht hoffnungsfroh stimmende Veranstaltung. Wir sollten auch in Bayern überlegen, wie wir uns direkt in die zu leistende praktische Arbeit einklinken können.

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