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Ausgabe November 1998

STORY

Neues vom Väterchen Jazz

Herbie Hancock meets George Gershwin

Autor:
Ralf Dombrowski

Fotos:
Ssirus W. Pakzad

 

Diskographie:

Herbie Hancock: Gershwin’s World (Verve/Motor 557 797-2)

hancock.jpg (19769 Byte)Von Herbie Hancock wird erwartet, daß er etwas Neues macht. Denn mit 20 schrieb er bereits "Watermelon Man", wenig später saß er bei Miles Davis in der Band. Seitdem zählt er zu den Innovatoren des Genres, zu den Säulenheiligen jazziger Kreativität. Und spielt George Gershwin, pünktlich zum Jubeljahr.

"In den meisten Fällen war der harmonische Gehalt der Stücke entscheidend", kommentiert Hancock die Auswahl der Kompositionen, die er auf seinem gerade noch rechtzeitig erschienenen Geburtstagsständchen "Gershwin’s World" (Verve) versammelt. "Denn dieser Bereich der Musik interessiert mich am meisten. Außerdem sind einige Stücke gar nicht von Gershwin. ‚St. Louis Blues‘ etwa stammt von W.C.Handy, ‚Blueberry Rhyme‘ von James P. Johnson, ‚Cotton Tail‘ von Duke Ellington. Schließlich ist da noch das Stück von Ravel. Es war mir wichtig, diese Zusammenhänge herzustellen, weil das alles Elemente sind, die Gerswhin zu Lebzeiten umgeben haben. W.C.Handy ist in vieler Hinsicht einer der Gründungsväter des Jazz. Das Klavierspiel von James P. John-son hatte einen großen Einfluß auf Gershwins pianistische Stilistik. Und ,Cotton Tail‘ ist vielleicht das bekannteste Stück, das auf ,Rhythm Changes‘ basiert, der Akkordfolge, die Gershwin für sein ,I Got Rhythm‘ geschrieben hat und die sich neben dem Blues zu einer der beiden grundlegenden Formen des Jazz entwickelte."

Der Kunstgriff der Ausweitung des Repertoires auf prägende musikalische Zeitgenossen Gershwins ist wohldurchdacht, denn er sorgt dafür, daß der begabte Sohn jüdischer Einwanderer und rastlose Workaholic nicht monolithisch auf der Tribüne der Ahnherren steht. Gershwins mehr als 700 Kompositionen gehören zu den meistinterpretierten dieses Jahrhunderts und bilden eine der wesentlichen Grundlagen des "Great American Songbook". Und so wird ihm zum Anlaß seines 100.Geburtstages schon mal der streitbare Titel "Erfinder des Jazz" verliehen.

Hancock kontert elegant mit "Gershwin’s World". Denn der 58-jähriger Pianist aus Chicago schöpft aus dem Fundus seiner Erfahrungen und Beziehungen, um die Hommage so vielseitig wie möglich zu gestalten. Mit Chick Corea traf er sich zum Modern-Stride-Duell, Joni Mitchell schmachtet stilecht in gefühlvoll balladeskem Ton. Stevie Wonder half ihm, den "St-Louis Blues" in eine kernig funkige Fusion-Nummer zu verwandeln, und mit dem Orpheus Chamber Orchestra improvisierte er über den langsamen Satz von Maurice Ravels Klavierkonzert in G-Dur. Gemeinsam mit James Carter und Kenny Garrett, Wayne Shorter und der Sopranistin Kathleen Battle wurde aus dem Tribute innerhalb dreier anstrengender Sommerwochen im Studio eine vielseitige Mischung aus afrikanischen Rhythmen und jazzigen Interpretationen, aus klassisch abendländischen und amerikanisch schwarzen Traditionspartikeln. "Wir haben versucht, den konventionellen Weg, eine Platte zu machen, zu durchbrechen", beurteilt Hancock selbst Entstehung und Resultat von "Gershwin’s World." Das ist ihm und seinen Freunden mit diesem unkonventionellen Tribute gelungen.

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