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Jazzzeitung

2009/01  ::: seite 10

NRW

 

Inhalt 2009/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig / R.I.P. / Carter, Ron / Abschied von Klaus Weiss / Dave McKenna


TITEL - Über das Lächeln
Bühnenperformance und Publikum


DOSSIER
- Jazz in NRW

Berichte
Dutch Jazz Meeting 2008 // Klaus Doldinger zu seiner neuen Doppel-CD im Interview // Jazz-Herbst in Dresden // Bilanz: Münsters Jazzfestival // Jazz Orchester Regensburg mit Jones, Lewis & Brookmeyer // Südtirol Jazzfestival Alto Adige


Portraits

Der Saxophonist Charly Augschöll // Cymin Samawatie und ihr Quartett Cyminology // Pianist Lorenz Kellhuber // Joshua Redman // Das Berliner Quartett Triband // Pianistin Antje Uhle


Jazz heute und Education
Der Verein „Jazz am Rhein“: Vorbildfunktion für die Szene // Kurt Maas und seine Engegement für den Jazz // Klingender Nachruf auf einen großen Trompeter: Freddie Hubbards Solo über „Little One“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Vorbildliche Nachwuchsförderung gewürdigt

WDR-Jazzpreis für die Offene Jazz Haus Schule Köln:

Es ist der 31. Oktober 2008. Rainer Linke, Leiter der Offenen Jazz Haus Schule, nimmt im Rahmen der Verleihung des WDR-Jazzpreises den mit 5.000 Euro dotierten Ehrenpreis für „Jazz-Pädagogik“ entgegen. „Ihr Bildungsangebot in Sachen Jazz und improvisierte Musik hat überhaupt erst die Basis geschaffen für den jungen Profi-Nachwuchs an nordrheinwestfälischen Musikhochschule“ heißt es in der Begründung der Jury.

Dieses Ereignis bietet Platz für die Zwischenbilanz einer Idee, die vor fast 30 Jahren entstand: 1978 gründeten freie Musiker die Initiative Kölner Jazz Haus e.V. Bis heute arbeitet die Initiative in den Bereichen Präsentation (Konzertsaal im Kölner Stadtgarten), Produktion (Label „Jazz Haus Musik“) und Vermittlung von Musik (Offene Jazz Haus Schule).

Von der musikalischen Früherziehung bis zur Senioren-Band, vom instrumentalen Anfängerunterricht bis hin zum „Vorstudium Jazz“ fördert die Jazzhausschule ihre zurzeit etwa 1.500 Kursteilnehmer. Dabei bereiten sich im „Vorstudium Jazz“ jährlich etwa 30 Teilnehmer gezielt auf ihr Studium an einer Musikhochschule vor.

Ein Blick hinein

Die Jazzhausschule befindet sich im Zentrum von Köln, nahe dem Hauptbahnhof und der Musikhochschule in der Eigelsteintorburg. Das im Mittelalter erbaute Stadttor beherbergt seit 1990 das Büro der Jazzhausschule sowie fünf hochwertig ausgestattete Arbeitsräume und drei Veranstaltungsräume.

Betritt man das alte Gemäuer am Vormittag, fallen die Kinderwagen im Eingansbereich ins Auge. Sind hier schon die Kleinsten musikalisch gefordert und integriert? Steigt der Besucher die zahlreichen Treppen hinauf, bietet sich ihm ein anderes Bild: Die Big Band der Musikhochschule probt im großen Veranstaltungssaal. Hier sind eingefleischte Jazzer am Werk! Darunter auch ehemalige Teilnehmer des ‚Vorstudium Jazz’ und wieder andere, die am Nachmittag im Rahmen ihres Studiums Unterrichtspraktika in den Kursen der Jazzhausschule absolvieren. Einen Raum weiter haben sich die „Early Birds“ einquartiert. Diese „50+ Band“ probt und erarbeitet Stücke des „klassischen“ Jazz. Wo aber haben sich die Kinder versteckt? Eine Etage höher dann die Bestätigung. In einem der Angebotsräume tummeln sich kleine Kinder mit ihren Eltern und genießen den spielerischen Umgang mit Instrumenten, bewegen sich zu den Klängen, machen basale Erfahrungen mit und durch Musik. Gleich nebenan befindet sich die „Schaltzentrale“ der Einrichtung. Die Telefone klingeln im Minutentakt, die vier Vollzeit- und drei Teilzeitmitarbeiter planen, organisieren und koordinieren die Angebote der Jazzhausschule innerhalb und außerhalb der Torburg. Es ist beeindruckend, mit welcher Zielstrebigkeit und Freude Bewährtes und Neues umgesetzt wird. Dabei geben die Bürofenster ihnen den Blick auf den Kölner Dom frei.

Die Jazzhausschule ist keine „normale“ Musikschule. Sie präsentiert sich vielmehr als freies Zentrum für aktuelle Musik sowie als kulturpädagogische Facheinrichtung, deren Aufgabe in der Vermittlung von Musik für Menschen aller Alters- und Sozialschichten liegt. Dabei verschreibt sich die Jazzhausschule allen gängigen aktuellen Musikstilen: Jazz, Rock, Pop, Blues- und Soulmusik, Weltmusik, HipHop bis hin zum computergestützten Musizieren, zur Improvisierten und Neuen Musik und kombiniert diese gegebenenfalls mit Spiel, Tanz, Sprache, bildender Kunst und „Neuen Medien“.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurden schon 1987 erste Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen Kölns etabliert. Diese dezentrale Arbeit ist ein Grund für den Erfolg der Jazzhausschule. Lange bevor „Jedem Kind ein Instrument“ zu einem zentralen Thema der Musikpä-dagogik wurde, haben die Verantwortlichen erkannt, dass Kooperations- und Vermittlungsprojekte in Schulen äußerst fruchtbar für eine flächendeckende, musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen sein können. Aktuell beteiligt sich die Jazzhausschule mit zahlreichen Projekten an der Entwicklung und Profilbildung von Schule und bietet unter anderem Bandworkshops, Musik-Tanz-Theater-Projekte, Songwriting und Kompositionswerkstätten, Breakdance, elektronische Musik oder interkulturelle Musikprojekte im Primar- und Sekundarbereich an.

Mit dem Modellprojekt „Grundschule mit Musikprofil Improvisierte und Neue Musik“ hat die Jazzhausschule 2008 eine über vier Jahre laufende, von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Kooperation mit der GGS Manderscheider Platz auf den Weg gebracht. Im Rahmen des Förderprojekts „Netzwerk Neue Musik“ entsteht an der Grundschule ein Musikprofil mit improvisierter, experimenteller und aktueller Musik. Dabei wird der reguläre Musikunterricht für alle Klassen pro Woche um eine Stunde „Improvisierte und Neue Musik“ im Klassenverband sowie durch zusätzliche Workshopangebote, aber auch durch Instrumental- und Bandpraxis erweitert.

Eine Frage, die sich bei dem dargestellten Angebot aufdrängt, könnte lauten: „Welche Instrumentalpädagogen oder Musiklehrer können so etwas auf die Beine stellen?“

Die Antwort gestaltet sich ganz in der Kontinuität der Arbeit der Jazzhausschule. Die Dozenten sind Künstler der freien Szene, Musiker aus dem Bereich der Improvisierten und Populären Musik. Ihre Nähe zur Materie und die damit verbundene Identifikation mit ihrer Kunst und Ästhetik schaffen einen authentischen Zugang und sind somit wichtige Faktoren für das Gelingen der Vermittlung.
Dieser Aspekt steht für Rainer Linke im Zentrum der Arbeit der Jazzhausschule. Ob im Instrumental- und Gesangsunterricht, in den YoungsterBand- oder TeenBand-Kursen, im „Vorstudium Jazz“ oder in den zahlreichen Vermittlungsprojekten, Weiterbildungen und Workshops – in all diesen Bereichen ist eine in oraler Tradition stehende, von den aktiven Musikern selbst verantwortete und selbst gestaltete Musikpraxis – in Abgrenzung zur Werk- beziehungsweise Interpretationsorientierung – ein Schlüsselmoment. Das Ziel der Arbeit versteht sich als Brückenschlag zwischen musikalischen und gesellschaftlichen Welten, wobei der Anspruch weit über alleinige Musik- und Theorievermittlung hinausgeht. Die Persönlichkeit eines jeden Menschen soll sich mit und durch Musik im aktiven, gestaltenden Kulturschaffen entfalten, entwickeln und ausleben können. Mit dem Ehrenpreis für Jazz-Pädagogik hat der WDR nicht nur die erfolgreiche Förderung des Jazz-Nachwuchses, sondern vor allem dieses beispielhafte und umfassende musikpädagogische und kulturpädagogische Engagement der Offenen Jazz Haus Schule ausgezeichnet.

Florian Gatz

www.jazzhausschule.de

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