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Jazzzeitung

2009/01  ::: seite 3

berichte

 

Inhalt 2009/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig / R.I.P. / Carter, Ron / Abschied von Klaus Weiss / Dave McKenna


TITEL - Über das Lächeln
Bühnenperformance und Publikum


DOSSIER
- Jazz in NRW

Berichte
Dutch Jazz Meeting 2008 // Klaus Doldinger zu seiner neuen Doppel-CD im Interview // Jazz-Herbst in Dresden // Bilanz: Münsters Jazzfestival // Jazz Orchester Regensburg mit Jones, Lewis & Brookmeyer // Südtirol Jazzfestival Alto Adige


Portraits

Der Saxophonist Charly Augschöll // Cymin Samawatie und ihr Quartett Cyminology // Pianist Lorenz Kellhuber // Joshua Redman // Das Berliner Quartett Triband // Pianistin Antje Uhle


Jazz heute und Education
Der Verein „Jazz am Rhein“: Vorbildfunktion für die Szene // Kurt Maas und seine Engegement für den Jazz // Klingender Nachruf auf einen großen Trompeter: Freddie Hubbards Solo über „Little One“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Live und im Doppelpack

Klaus Doldinger zu seiner neuen Doppel-CD im Interview

Der Saxophonist, Filmmusikschreiber und seit nunmehr 40 Jahren Leader der Band Passport macht wieder einmal von sich reden und hören: diesmal gleich mit einem Doppelalbum. Die erste CD von „Klaus Doldinger’s Passport On Stage“ wurde mit der aktuellen Passport-Besetzung eingespielt, für die zweite CD verstärkt durch die WDR Big Band. Doldinger, dessen aus diesem Anlass in Big Band Version vorgetragene Filmmusiken zu „Das Boot“ und zum „Tatort“ längst Platz im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung der Bundesrepublik gefunden haben, ist offenbar auch im hohen Alter noch immer jemand, der den Kontakt zum Publikum liebt und braucht.

Bild vergrößernFoto: Warner

Jazzzeitung: Herr Doldinger, Sie haben im Sommer, etwa in Köpenick, Doppelkonzerte mit der „klassischen“ zweiten und mit der aktuellen, jüngsten Besetzung von Passport gegeben. Kann man „Passport Today“ auch als Sprungbrett für junge Musiker bezeichnen?
Klaus Doldinger: Im Laufe der Jahre habe ich immer mich stets sehr dafür interessiert, was Musiker in der Lage sind zu spielen und wie das im Zusammenspiel klingt. Ich habe mich nie darauf verlassen, möglichst lange mit einer eingespielten Crew aufzutreten. Als vor kurzem beispielsweise mein Gitarrist Peter O’Mara verhindert war, sprang dessen Freundin Barbara Jungfer an der Gitarre für ihn ein. Das war das erste Mal, dass eine Frau ein ganzes Passport-Konzert gespielt hat – sie ist eine sehr talentierte Jazzgitarristin, hat wirklich hinreißend Gitarre gespielt… Sie hatte sämtliche Stücke drauf, die wir an dem Abend im Programm hatten und musste kein einziges Mal in irgendwelche Noten schauen. Fehlerfrei und voller Inspiration hat sie diesen Abend bestritten. Ich war über alle Maßen erfreut, dass sie das voll gebracht hat.

Jazzzeitung: Bemerkenswert! – Aber welche Gedanken oder Erinnerungen löst es bei Ihnen aus, am selben Abend mit der alten und der neuen Passport-Besetzung auf der Bühne zu stehen?
Doldinger: Ich denke da nicht so drüber nach! Die sind mir so vertraut – Wolfgang Schmid, Kristian Schultze, Curt Cress… Obwohl wir in der „klassischen“ Besetzung gar nicht so wahnsinnig lange zusammen gespielt haben! Man muss immerhin bedenken, die jetzige Band steht zum Teil schon mehr als fünfzehn Jahre gemeinsam auf der Bühne, während die damalige Besetzung der 70er-Jahre nur vier Jahre zusammen war. Aber es war eine derart enge Connection… im Grunde genommen gleichwertig mit anderen, länger bestehenden Verbindungen mit Musikern. Dieses enge miteinander Umgehen hat sich bis heute als Grundgefühl gehalten. Und dass wir ab und an gemeinsam auftreten, das finde ich sehr schön!

Jazzzeitung: Seit 1969 (damals für „Negresco“ von Klaus Lemke oder „Baal“ von Volker Schlöndorff) sind Sie ein fleißiger Filmmusikschreiber. Was fasziniert Sie an Filmmusik damals und heute?
Doldinger: Es liegt auf der Hand, dass schon damals der Umgang mit Filmregisseuren, mit Produzenten und überhaupt das Umfeld einer Filmproduktion und der Premierenfeiern und wie das zelebriert wird, grundsätzlich etwas Ansprechendes hatte! Und die Tatsache, dass man erst ein Drehbuch las und dass man mit im Schneideraum saß.
Heute dagegen bekommt man eine DVD geschickt und versucht, Inhalten, die zunächst mal nur aus Bildern und Dialogen bestehen, mittels der Musik eine weitere Perspektive hinzuzufügen. Das ist natürlich ebenfalls eine sehr interessante, aufregende Aufgabe, eine große Herausforderung! Man trägt auch eine hohe Verantwortung. Und ich habe dieses alles – selbstverständlich inklusive der angenehmen zusätzlichen Bedingungen! – immer sehr gerne wahrgenommen. Abgesehen auch von den interessanten Begegnungen mit vielen Künstlern und Machern. Ich habe das stets als große Bereicherung meiner eigentlichen Tätigkeit empfunden.

Jazzzeitung: Und ist mehrgleisiges Arbeiten für jeden Musiker das A und O? Hilft es dabei, Erfahrungen zu sammeln?
Doldinger: Naja, für mich war die Tatsache aufregend, dass das, was ich als Jazzmusiker die ersten Jahre gemacht habe, sich nicht immer unbedingt mit filmischen Inhalten verträgt. Da war es eine wertvolle Erfahrung, mal in ein anderes Fahrwasser zu geraten, andere Vibrations zu spüren. Eben Stücke zu komponieren, die weit weg von dem waren, was ich als Jazzer für eine Band mir bekannter Jazzmusiker komponieren würde – das sind ganz unterschiedliche Welten! Und das hat mein Spektrum an Möglichkeiten absolut erweitert.

Ich habe auf die Art eine Menge Stücke komponiert, auf die ich normalerweise nie gekommen wäre. Ich habe auch die, sagen wir mal, „kreative Einstellung“ vieler Filmemacher schätzen gelernt. So ein Wolfgang Petersen ist ja eben mal nicht nur ein Filmregisseur, sondern er ist eine Persönlichkeit mit äußerst positiver Ausstrahlung. Und das reißt einen natürlich auch irgendwie mit, klar! Wohingegen, wie ich in frühen Jahren Nacht für Nacht gespielt habe, acht Stunden lang, von abends um acht bis morgens um vier – da machte sich mit vielen Musikern schon mehr oder minder auch so ein sich relativ schnell einstellender Verschleißeffekt bemerkbar… (lacht)

Ich würde sagen, dass mir diese Begegnungen mit den Filmemachern viel gegeben haben.

Jazzzeitung: War da schon mal ein Film, von dem Sie sagten, für den will ich jetzt keine Musik schreiben, den will ich mir höchstens mal ansehen?
Doldinger: Nee. (lacht)

Jazzzeitung: Das hat es wirklich nie gegeben!?
Doldinger: Naja, es gibt schon mal unterschiedliche Auffassungen über die Menge der Musik. Ich neige dazu, eher etwas weniger Musik einsetzen zu wollen. Wohingegen manche Regisseure ab und zu viel Musik haben wollen. Aber gut, das ist Geschmackssache! Es gibt natürlich den Fall, dass ich dann für einen Film mal keine Musik mache und vielleicht lieber verzichte, weil ich der Meinung bin, das sei nicht meine Welt. Also gut, das kann es geben…

Carina Prange

CD-Tipp

Klaus Doldinger’s Passport: On Stage
Warner 5051865-0963-2-0

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