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   |  Handlungsbedarf an Deutschlands jüngster Musikhochschule 
        titelt die neue musikzeitung in ihrer Dezember/Januar-Ausgabe. Zu Wort 
        gemeldet hat sich die Studenteninitiative SOS-Musikhochschule in 
        Not, die zusammen mit dem AStA für bessere Sudienbedingungen 
        an der Nürnberger Abteilung der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg 
        kämpft. Von untragbaren Studien- und Lehrbedingungen ist da die Rede 
        und von mangelndem Informationsfluss seitens der Stadt und der Hochschulleitung. 
        Auch die Bildersprache lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen 
        übrig: Das Foto zeigt eine offenbar als Übungsraum benutzte 
        Instrumentenrumpelkammer  in den Staub, der den Flügel großflächig 
        überzieht, sind die Buchstaben SOS gemalt.  Schwarzmalerei oder schonungsloser Tatsachenbericht? Und wie ist Bayerns 
        erster und einziger Hochschulstudiengang im Jazz davon betroffen? Improvisieren 
        kann man lernen: Christian Dieners Aussage bezieht sich nicht auf 
        den Umgang der Jazzstudierenden mit der Überakustik ungeeigneter 
        Räumlichkeiten oder mit drittklassigen Gitarrenverstärkern. 
        Der Bassist, der seit zwei Jahren die Theoriefächer Harmonielehre, 
        Gehörbildung und Improvisation/Analyse lehrt, will das Gespräch 
        wieder auf Inhalte lenken. In Anlehnung an Methoden, wie sie sich an der 
        Berklee School of Music bewährt haben, versucht er, das Improvisieren 
        didaktisch in den Griff zu bekommen. Seine Aufgabe sieht er darin, bei 
        den ihm Anvertrauten eingefahrene Muster, die Wiederholung ähnlicher 
        Phrasen gezielt zu durchbrechen und Alternativen anzubieten. Dadurch, 
        dass er immer den kompletten, meist 10- bis 20-köpfigen Jahrgang 
        in allen Fächern unterrichtet, können diese aufeinander bezogen 
        und den Möglichkeiten und Interessen angepasst werden. Die äußeren 
        Bedingungen sieht Diener eher gelassen: Mit den Schwierigkeiten umzugehen, 
        habe auch seinen Lerneffekt.  Bevor die Gegenseite zu Wort kommt, ein bisschen Historie: Seit zehn 
        Jahren ist Jazz in Nürnberg akademisch, doch die Anfänge 
        gehen weiter zurück. Ausgehend von der Big Band des damaligen Meistersinger-Konservatoriums, 
        die Silvan Koopmann aufgebaut hatte, entstand der Wunsch, den Jazz auch 
        als Studienfach zu etablieren. Dies gelang, nachdem man sich mit 
        dem damaligen Direktor zusammengerauft hatte (Koopmann). Der vielseitige, 
        auch Klassik-erfahrene Posaunist ist seitdem die feste Größe 
        in Nürnberg, war Leiter der Jazzabteilung am Kons und 
        ist nun, nach der Hochschulwerdung, deren Sprecher. Vieles 
        habe man in den schweren Anfangszeiten mit Idealismus den Widrigkeiten 
        abtrotzen müssen, Jazz werde gegenüber der Klassik eben immer 
        noch als Nebensache behandelt. Und auch der Übergang in die jetzigen 
        durchaus noch im Wandel begriffenen Strukturen sei natürlich nicht 
        ohne Reibungsverluste abgegangen.  Basisarbeit Dennoch ist aus Koopmanns Einschätzung auch eine  vielleicht 
        fränkische  Gelassenheit abzulesen, die sich bei der Beurteilung 
        des prekären Status quo fortsetzt. Die Zusammensetzung des Senats, 
        der sich zum kommenden Sommersemester konstituieren soll, sei eben noch 
        unklar, und auch die heikle Frage nach den Professuren regle Gründungspräsident 
        Müller-Heuser auf seine Weise. Ganz konkret ist nach Koopmanns Einschätzung 
        aber die Aufgabenstellung eines Jazzstudienganges zu umreißen: Es 
        gibt an der Basis einfach zu wenig Jazzunterricht; Jazz sollte Zusatzausbildung 
        in anderen Bereichen der Instrumentalausbildung sein. Als Posaunist 
        verweist er naheliegenderweise auf die gerade in Bayern so zahlreichen 
        Bläser/-innen, für die der Jazz eine wichtige Ergänzung 
        und Perspektive sein könnte. Die Pädagogen, die wir ausbilden, 
        sollen einmal genau diese Basisarbeit leisten. Wir müssen einerseits 
        also die Individualisten bedienen, die echten Begabungen herauspicken, 
        gleichzeitig aber eine hohe Qualität zukünftiger Jazzdozenten 
        sicherstellen. Für die nötige Bodenhaftung sorgen in Nürnberg 
        auch die auf das Leben nach dem Studium ausgerichteten Angebote: Musikbusiness 
        und Tonstudiotechnik
  Bedingungen  Probleme Für den zweiten Bereich ist Toni Hinterholzinger zuständig, 
        der in Nürnberg sein pädagogisches Jazzklavier-Diplom gemacht 
        hat und im Moment den künstlerischen Abschluss vorbereitet. Er ist 
        es auch, der in Sachen Studien- und Lehrbedingungen schärfere Töne 
        anschlägt: Nach wie vor gebe es Probleme mit dem Stundendeputat, 
        nicht alle Pflichtkurse könnten in dem vorgesehenen Semester angeboten 
        werden. Auch die Raumsituation empfindet er als untragbar. Ein wegen der 
        Staubbelastung eigentlich zu versiegelnder Raum wird inzwischen für 
        regulären Unterricht verwendet. Auf Grund nicht vorhandener akustischer 
        Maßnahmen müssten die Musiker beim Combounterricht Ohrstöpsel 
        tragen. Wie Koopmann bedauert er außerdem, dass die Chance, die 
        Umwandlung in eine Hochschule zur Imagepflege zu nutzen nicht genutzt 
        werde. Da steckt man ein wenig in der Zwickmühle, denn um Studierende 
        darf offiziell gar nicht geworben werden, sollen die Studentenzahlen in 
        Nürnberg doch keinesfalls steigen.
 Dabei ist der Zulauf durchaus beachtlich, der durch Namen wie José 
        Cortijo (Jazz-Rhythmik), Martin Schrack (Klavier), Annette Frank (Gesang) 
        oder Helmut Kagerer (Gitarre) ausgelöst wird. Zwei von Kagerers Schülern, 
        Gunnar Seitz und Andreas Wiersich, schätzen an der Nürnberger 
        Ausbildung vor allem die weit gestreuten Anregungen, die ihnen angeboten 
        werden. Die reichen fürs Leben, so Gunnar Seitz, und 
        hier sei die Zeit da, diese Einflüsse ohne Marktdruck aufzunehmen, 
        ergänzt Wiersich.   Stilistische Bandbreite Dass der Unterricht um den Schwerpunkt Bebop herum angesiedelt ist, stört 
        sie kaum, was Koopmanns Standpunkt bestätigt, dies sei eben die Weiche, 
        von der aus sich alle Stile weiterentwickelt hätten und die dem Jazz 
        seinen Platz in der Kulturszene erobert habe. Mit den zahlreichen Combos 
        erweitert sich die stilistische Bandbreite aber ohnehin beträchtlich 
        und auch in den Theoriekursen wird Wert auf eine Erweiterung des Horizonts 
        gelegt.
 Die Prüfungsanforderungen haben sich im Vergleich zum Konservatoriumsabschluss 
        spürbar erhöht. Statt 20 müssen nun 80 Standards im Repertoire 
        sein, die Zahl der Transkriptionen ist von einer auf zehn gestiegen. Gestiegen 
        ist damit aber natürlich auch das Prestige des Diploms, das Anreiz 
        genug sein dürfte sich diesen höheren Hürden zu stellen. 
        Auch das gute Klima unter den Hochschul-Jazzern ist unbestritten und zählt 
        zu den großen Pluspunkten des Studienortes Nürnberg, der mit 
        einer beachtlichen Jazzszene den Studierenden überdies die Möglichkeit 
        zum Sprung ins vielleicht gar nicht so kalte Wasser bietet.
   Juan Martin Koch HfM Nürnberg-Augsburg, Abtlg. Nürnberg, Am Katharinenkloster 
        6, 90403 Nürnberg, Tel. 0911/231 23 73; http://www.kubiss.de/bildung/info/musikhochschule/   fortbildung
         
           Jazz-Workshop Vocal Jazz vom 16. bis 18. Februar 2001 mit Silvia 
            Droste, Workshop Saxophon vom 16. bis 18. März 2001 mit Dirk 
            Zygar. Informationen: SOBI, Schlingenstr. 65, 33649 Bielefeld, Tel. 
            0521/45 18 11, Fax 0521/ 45 90 42, www.einschlingen.de, 
            E-Mail: sobi@einschlingen.de 
          Jazz-Improvisation für Instrumentalisten mit Tom 
            van der Geld und Frank Haunschild vom 16. bis 18. Februar 2001 an 
            der Landesmusikschule NRW in Heek-Nienborg, Kontakt: Landesmusikakademie 
            NRW, Steinweg 2, 48616 Heek-Nienborg, Tel. 02568/9 30 50, Fax 93 05 
            10 62, www.landesmusikadademie-nrw.de 
          10. bundesweites Jazznachwuchs-Festival vom 29. bis 31. März 
            2001 in Leipzig für Jazzer unter 30, den Gewinnern winken Auftritte 
            bei den 25. Leipziger Jazztagen im Herbst 2001. Interessenten können 
            sich bis zum 10. Januar 2001 mit einer Kassette und einem Infoblatt 
            bewerben. Teilnehmende Bands bekommen die Kosten für Anreise 
            und Übernachtung erstattet. Infos: 10. Jazznachwuchsfestival, 
            Moritzbastei, Postfach 1027, 04010 Leipzig.  
          20. Internationaler Jazz Workshop des Freizeitamtes der Stadt Erlangen 
            vom 14. bis 22. April 2001, Dozenten: Rainer Glas (Bass), Sandy Petton 
            (Gesang), Leszlek Zadlo (Saxophon, Flöte), Stephan Holstein (Saxophon), 
            Johannes Faber (Brass), Peter OMara (Gitarre) u.a., Infos: Rainer 
            Glas, Freizeitamt Erlangen, Jazz-Workshops, Südliche Stadtmauerstr. 
            35, 91054 Erlangen. Tel. 09131/60 35 68 
          5. Interlaken Workshops für europäische Berufsmusiker/-innen 
            vom 17. bis 20. April 2001, Dozenten: Kenny Barron (Piano), Nicholas 
            Payton (Trompete), Russell Malone (Gitarre), Lewis Nash (Drums) und 
            warscheinlich auch John Pattitucci (Bass); Kontakt und Informationen: 
            www.jazzworkshop.ch
          Die Mediterranean Music School kündigt für 2001 einwöchige 
            Gitarrenworkshops an: 14. bis 21. April Laurence Luber, 28. April 
            bis 5. Mai David Qualey, 24. Juni bis 1. Juli Werner Lämmerhirt, 
            jeweils Toskana und andere; Kontakt und nähere Informationen: 
            Mediterranean Music School, Mainzer Str. 143, 71672 Marbach, Tel. 
            07144/59 87, Fax 98 23 50, www.med-music-school.com, 
            E-Mail: Sebastian.banger@t-online.de 
           
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