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 2001/01

 seite 10
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Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 01/2001


Inhalt 01/2001

Standards
Editorial
News
Education: Nürnbergs neuer Hochschulstudiengang
Glossar: Oldtime Jazz

titel / jubilee
Der Pianist Jens Thomas
Joe Haider wird 65

jazz heute
Der Jazzer und der DJ
Break (von Joe Viera)

berichte
9. Allgäuer Jazz Woche
Charlie Mariano Trio im „Leeren Beutel“

story
Branford Marsalis
Die Arbeit des BuJazzO

stadt-portrait
Jazz in and out of Rosenheim

studio-portrait
Bob Rückerl und das Bobtale Studio

dossier
Über die Arbeit des Landesjugendjazzorchesters Bayern
Maximaler Jazz

medien/service
Franz Dannerbauer auf Video
Link-Tipps
Charts
Rezensionen 2001/01
Service-Pack 2001/01 als pdf-Datei ( Kurz aber wichtig, Clubadressen, Kalender, Jazz in Radio & TV Jazz in Bayern und anderswo (256 kb) )

 

Gesicht zeigen

Bob Rückerl und das Bobtale Studio

„Eine Art Spleen oder Traum“ hat sich der Gitarrist und Saxophonist Bob Rückerl mit seinem Bobtale Studio erfüllt. Mitten in der Hallertau, eher bekannt für ihren Spargel und die ausgedehnten Hopfenfelder, hat sich der ehemalige Globetrotter, der mit seiner Gitarre schon in Holland, Frankreich, in Indien und auf Gran Canaria unterwegs war, im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Gambrinus Brauerei in Abensberg gemütlich eingerichtet.

Soundspezialisten: Bob Rückerl (hinten) und Al Kreuzer. Foto: Gaisa

Jazzzeitung: Warum richtet sich ein Vollblut-Musiker ein Studio ein, gibt es nicht genügend andere?
Bob Rückerl: Weil es für mich und meine Musiker-Freunde sehr schwierig war, wenn man zusammen etwas aufnehmen wollte, ein Demo etwa. Andere gute Studios sind oft teuer. So habe ich angefangen, immer wenn ich gut verdient habe, mir ein paar Sachen zu kaufen. Irgendwann hatte ich dann genügend Material zusammen, und ein befreundeter Tontechniker, Al Kreuzer, hat das Studio dann eingerichtet. Eigentlich wollte ich es anfangs selber betreiben, aber die Technik ist zu kompliziert für mich, ich spiele lieber selber.

JZ: Seit der Renovierung deines Hauses vor zwei Jahren existiert das Bobtale Studio. Wer hat schon bei dir aufgenommen?
Rückerl: Es ging gleich super los mit einer Charly-Meimer/Helmut-Nieberle-Platte (Life At Berkley Square, 1999), dann kamen die Cordes Sauvages und jetzt eben waren Kagerer und Nieberle wieder hier. (Jazzzeitung 12/00) Und mittlerweile gibt es mehr Anfragen, als ich je erwartet hatte, denn das Studio war ja nicht geplant, um Geld verdienen.

JZ: Was steht in nächster Zeit an?
Rückerl: Ich selber mache gerade eine aufwändige Sache mit Streichquartett. Das wird eine Scheibe mit Jazzballaden, mit Stücken aus dem Great American Songbook, die mir einfach gut gefallen. Dann will ein Gitarrist aus Oldenburg, Jörg Seidel, ein Nat-King-Cole-Projekt angehen, wahrscheinlich ist Bill Ramsey mit von der Partie... Außerdem haben wir während der Jim Mullen-Helmut Nieberle-Sextett-Tour eine CD aufgenommen, das war in zwei Tagen passiert...

JZ: Und den Musikern gefällt’s?
Rückerl: Den Leuten, die bisher hier aufgenommen haben, hat es super gut gefallen, ein Vorteil ist, dass es nicht im Keller ist, das finden alle sehr angenehm. Und die Atmosphäre ist auch immer easy und relaxt, es gab eigentlich noch nie Stress.

JZ: Wie viele Musiker können von der räumlichen Kapazität her bei dir produzieren?
Rückerl: Gleichzeitig zu neunt hat schon funktioniert. Mein Bruder nimmt mit seinem Kinderchor gerade eine Platte auf, die sind zu zehnt, das geht auch, bequem ist es natürlich für klassische Besetzungen – fünf, für den normalen Jazzrahmen eben.

JZ: Irgendwelche neuen Pläne?
Rückerl: Ich habe vor, mit Freunden ein eigenes Label und einen Verlag zu gründen, hauptsächlich wollen wir damit das Material herausbringen, das wir hier produzieren.
Eine interessante Geschichte haben wir vor: Helmut Nieberle ist ja ein echter Gourmet, der oft und gerne Essen geht, deshalb will er eine Platte rausbringen, auf der er die Rezepte seiner Lieblingsköche vertont. Viele CDs werden heutzutage gebrannt, einer kauft sich das Original und das brennt er dann 20 Mal für seine Kumpel. Wenn man natürlich jetzt so ein Projekt mit einem aufwändigen Booklet mit Rezepten und schönen Bildern vor sich hat, dann ist das Brennen eigentlich nicht mehr so interessant, dann ist es wichtig, das Booklet im Original zu haben. Unser Ziel ist auch, unserem Label, das übrigens Bobtale Records heißen soll, ein ganz bestimmtes unverkennbares Gesicht zu geben, wie es die Großen auch geschafft haben.

Interview: Ursula Gaisa

Bobtale Studio: Tel. 09443/75 90

Service: Al Kreuzer und die Technik

Für die Qualität der seit zwei Jahren in Bob Rückerls Bobtale Studio produzierten Aufnahmen ist Rockgitarrist, Sänger und Tontechniker Bernhard „Al“ Kreuzer verantwortlich. Jazzzeitungsredakteur Andreas Kolb sprach mit Kreuzer über Aufnahmephilosophie, Aufnahmetechnik und Jazzmusik.

Jazzzeitung: Was ist das Besondere, wenn man Jazzer aufnimmt?
Al Kreuzer: Es kommt darauf an, den Moment des gemeinsamen Musizierens einzufangen. Das unterscheidet meine Arbeit bei Bobtale von Werbe- oder Popaufnahmen, in denen mit Overdubs gearbeitet wird.

JZ: Und dafür findest du bei Bob Rückerl gute Bedingungen?
Kreuzer: Ja, das Studio ist ein reines Tageslichtstudio. Es bietet eine Atmosphäre, in der die Musiker gut arbeiten können. Es gibt einen Regie- und zwei Aufnahmeräume, die sich durch eine natürliche Raumakus-tik auszeichnen. Das heißt, ich nehme die Instrumente relativ unbehandelt mit dem Sound des Raums auf.

JZ: Das ist dann für die Musiker wie beim Livekonzert?
Kreuzer: Man fühlt sich einfach wohl und nicht so eingesperrt wie in einer akustisch neutralen Kabine, wie das bei Pop-Produktionen oft gemacht wird.

JZ: Wie nimmst du auf?
Kreuzer: Meist alles in einem Raum und aufwändig mikrofoniert. Verstärkte halbakustische Gitarren zum Beispiel wie die von Helmut Nieberle und Cordes Sauvages auf der CD „Salut to Django“ nehme ich mit zusätzlichen Mikros auf.

JZ: Welches Equipment verwendest du?
Kreuzer: Ich nehme digital auf und verwende auf der Hard-Disc-Ebene „Pro Tools“, weiter ein bandgestütztes Digitalband (ADAT) mit bis zu 24 Spuren. Dazu kommt das übliche notwendige analoge Equipment wie Mischpult, Effektgeräte sowie diverse hochwertige Mikrofone.

JZ: Siehst du für kleine Studios, die von Musikern selbst betrieben werden, eine Marktnische?
Kreuzer: Ja, aus drei Gründen. Erstens ist der Selbstverlag, das Selbstmanagement und auch das Selbstaufnehmen aus Kostengründen heute immer wichtiger für Jazzmusiker. Zweitens ist heute die Technik für Profianwendungen längst nicht mehr so teuer, wie vor 20 Jahren. Weniger Kosten heißt eben auch größere künstlerische Unabhängigkeit. Und nicht zuletzt nimmt die persönliche Atmosphäre, die in so einem Studio gegeben ist, auch positiven Einfluss auf die Qualität der Musik und der Aufnahme.


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