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Jazzzeitung

2008/03  ::: seite 10

berichte

 

Inhalt 2008/03

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig / Die Abenteuer des Werner Steinmälzl, Teil 3


TITEL -
Young lions, old cats
Aktuelle Entwicklungen im deutsch-amerikanischen Jazz-Zirkus


DOSSIER
- Jazzfestivals im Sommer (als pdf)

Berichte
50 Jahre Birdland Jazzclub in Neuburg an der Donau // Impressionen vom 23. INNtöne-Festival // Die soziale Funktion von Musik in Schulprojekten als Thema der „jazzahead!“ // 37. Moers-Festival


Portraits

Die nigerianische Sängerin Asa // Das Bundesjugendjazzorchester feierte Geburtstag // Wolfgang Haffner mit neuer Live-CD // Lee Konitz im Portrait // Pat Metheny im Interview // Titus Waldenfels // Jamie Wong-Li // …


Jazz heute und Education
Wolfram Knauer organisierte Podiumsdikussion in New York // Das Konzertprogramm der BMW-Welt in München // ...

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Beständigkeit und Engagement

50 Jahre Birdland Jazzclub in Neuburg an der Donau

7. Juni 1958: Ein wichtiges Datum für den Jazz in Bayern. An jenem Abend fand sich in Neuburg an der Donau eine Handvoll Jazzfans zusammen zur Gründung des Birdland Jazzclubs. 50 Jahre später hat sich der aus kleinen Anfängen heraus prächtig entwickelt, ist zu einem der wichtigsten regelmäßig bespielten Clubs in Deutschland geworden. Von Anfang an mit dabei: Der damals erst 17jährige Manfred Rehm, der bereits ein Jahr nach der Gründung zunächst als Schriftführer in den Vorstand gewählt wurde und seit 1985 als Präsident die Geschicke des Clubs in vorbildlicher Weise zu gestalten wusste.

Manfred Rehm. Foto: Birdland

Bild vergrößernManfred Rehm. Foto: Birdland

Vor allem ihm und seinem schier unermüdlichen und komplett ehrenamtlichen Engagement ist es zu verdanken, dass der Club heute bei Musikern und Fans einen herausragenden Ruf genießt. Unter seiner Ägide hat sich das Birdland nicht allein zum unbestrittenen, international wahrgenommenen und anerkannten kulturellen Aushängeschild der ehemaligen Residenzstadt an der Donau gemausert, sondern auch zu einem der wichtigsten Live-Orte der deutschen Jazzszene.

Das Anliegen in den Gründungstagen war weitaus bescheidener: Ziel war zunächst, einen gemeinsamen Clubraum zu schaffen, in dem es möglich war, miteinander Schallplatten anzuhören. Die waren damals rar und teuer: Die 30 Mark für eine der kostbaren schwarzen Scheiben konnten von jungen Leuten oft nur schrittweise in 5-Mark-Raten abgestottert werden. Die Clubmitglieder veranstalteten also Plattenabende, lauschten, tauschten, fachsimpelten, genossen eine Musik, die damals in Deutschland immer noch bei Vielen verfemt war, im Radio nur auf AFN und – moderiert von Werner Götze – im Bayerischen Rundfunk zu hören war.

Neuburger Jazz-Highlights waren auch in jenen Tagen schon Livekonzerte, oft von Bands befreundeter Clubs, die man selbst auch mit der Birdland Jazzband besuchte. Motor des Ganzen in jenen Pioniertagen war Helmut Viertl, der Gründungsvorsitzende des Clubs. Der wurde 1962 von Neuburg nach Burghausen versetzt und war dort in den Folgejahren gemeinsam mit Joe Viera maßgeblich beteiligt an Idee, Gründung, Aufbau und Etablierung der internationalen Jazzwoche.

Nach Viertls Weggang – auch Manfred Rehm war als Student von 1962 bis 1968 nur wenig in Neuburg – stagnierte das Clubleben für etliche Jahre, wohl auch deshalb, weil es immer schwieriger wurde, ein geeignetes Clublokal zu finden. Dennoch gab es auch in dieser Zeit Bemerkenswertes: Anfang der 60er spielte das Albert Mangelsdorff Quintett in Neuburg, auch Michael Naura ließ sich gemeinsam mit Wolfgang Schlüter an der Donau hören. Dennoch: Ein Problem blieb die Suche nach einem geeigneten Lokal. In den 70ern und frühen 80ern fanden nur noch sporadisch Konzerte statt. Das Blatt wendete sich 1985, als man einen Neubeginn wagte, zunächst im Keller eines Speiselokals, der sich allerdings wiederum nur als Ausgangspunkt einer Odyssee durch diverse Lokalitäten erwies. Das Jahr 1991 schließlich brachte den Durchbruch: Eher zufällig hatte man bei Renovierungsarbeiten an der Hofapotheke in der Neuburger Altstadt einen Gewölbekeller aus dem 18. Jahrhundert entdeckt. Manfred Rehm erkannte unmittelbar, was die Räumlichkeiten für ein Potenzial boten und setzte alles daran, den Raum für den Jazz zu erschließen. Seit nun am 1.2.1991 das Dusko Gojkovich Quintet eine neue Ära des Clubs einläutete, residiert das Birdland im Keller unter der Hofapotheke am Karlsplatz. Immer wieder begeisternd: die faszinierende Atmosphäre, eine hervorragende Akustik, ein außergewöhnlich niveauvolles Programm. Um die 1.000 Konzerte hat Manfred Rehm seither veranstaltet.
Das Programm des Birdland liest sich wie ein Who is Who des Jazz. Die Liste der beteiligten Musiker aus der deutschen, europäischen, weltweiten Spitzenklasse sprengt jede Zeilenvorgabe, allein 2008 waren unter anderem (!) Dave Douglas, Greg Osby, Charly Antolini, Alvin Queen, Jimmy Cobb, Marty Ehrlich, David Friedman zu hören, zu erwarten sind im Herbst noch (wiederum unter anderem) Eddie Gomez, das Marcin Wasilewski Trio, Jeff Hamilton und Rosario Giuliani.

Seit 2001 ist der Neuburger Birdland Jazzclub auch im benachbarten Ingolstadt als Veranstalter aktiv: Niemand geringerer als Ray Brown läutete die Reihe „Jazz im Audi Forum“ ein. Im kreisrunden Bau des museum mobile finden seither monatlich Konzerte zumeist größerer Formationen statt. Eine ideale Bühne für Big Bands, unter international renommierten nicht zuletzt solche aus dem süddeutschen Raum! Zugleich bietet die After Work Lounge im Mövenpick Restaurant wöchentlich die Begegnung mit Jazz im kleinen Format.

Standesgemäß gefeiert wird das 50-jährige Clubjubiläum des Birdland Jazzclubs Neuburg an der Donau vom 10. bis 13. Juli bei einem Festival im malerischen Innenhof des Neuburger Schlosses mit David Sanchez, dem Ron Carter Trio, Curtis Stigers, Till Brönner, Häns’che Weiss, Paul Kuhn & the Best sowie den Lokalmatadoren der Birdland Jazzband. Ein Geburtstagsständchen für den Club und die Fans soll das Festival sein, keine neue Schwerpunktsetzung in der Programmatik, denn, wie Manfred Rehm Bilanz zieht und zugleich Ausblick gibt: „Unsere Stärke ist, dass immer was ist!“

Tobias Böcker

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