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Jazzzeitung

2007/04  ::: seite 5

berichte

 

Inhalt 2007/04

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig
jazzle gmacht: Entjazzt
no chaser: Ohrenfaulheit
jazzfrauen-abc: Anny Xhofleer


TITEL - Vom Verlassen des Wohnzimmers
Jazzfestivals und Tourismus


DOSSIER - Club Connection & Stargastspiele

Der Jazzclub Regensburg feiert sein 20. Jubiläum mit Festival

… und mehr im Inhaltsverzeichnis

Reinhold Messner als Jazz-Förderer

Das Südtirol Jazz Festival Alto Adige begeht sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum

Schloss Sigismundskron bei Bozen ist mehr als nur eine mittelalterliche Burganlage. Die Festung ist ein geschichtsträchtiges Symbol der Südtiroler Autonomiebewegung. Über 30.000 Südtiroler hatten sich 1957 hier zur größten Protestkundgebung in der Geschichte des Südtiroler Teiles der Doppelprovinz Alto Adige versammelt. „Los von Trient!“ hieß damals die Parole. Heute fühlen sich die Südtiroler als deutschsprachige Italiener, aber vielleicht noch stärker als Europäer, und verstehen sich als ein wichtiges Bindeglied zwischen dem mediterranen und dem deutschsprachigen Kulturraum.

Auf diesem Schloss Sigismundskron also, das seit kurzem das Herzstück des „Messner Mountain Museum“ beherbergt, fand Anfang Juni das Eröffungskonzert des Südtirol Jazzfestival Alto Adige statt. Extrembergsteiger Reinhold Messner hatte die Anlage den Festivalmachern großzügig zur Verfügung gestellt – und diesen war es gelungen, exzellente Jazzmusik in dieser einzigartigen Kulisse zu inszenieren.

Etwa 40 Musiker unternahmen unter der Regie von Paolo Fresu eine Reise durch das Schloss. Da spielten der Trompeter selbst, Tino Tracanna sowie andere Bläser Turmmusiken zur Eröffnung. Da trafen sich auf einer kleinen Wiese vor dem Burggraben Eugenio Colombo (as, fl), Carlo Rizzo (tamb) und Michel Godard (tuba) zu einem Trio. Da war mitten auf einem kleinen Innenhof ein weißer Flügel herauf getragen worden, der vom wie immer braungebrannten und wie immer energiegeladenen Antonello Salis gespielt wurde. Da entdeckte man in einem Wandelgang ein Gitarren-/Mundharmonika–Duo (Howard Levy/Ferenc Snetberger). Und schließlich mündete das Geschehen zum Anbruch der Nacht in eine Großbühne sowie in diverse Naturbühnen. Einmalig war aber auch das Konzert am Tag darauf: Riessler/Levy/Matinier hätten im verwunschenen Garten des Hotels Laurin spielen sollen, ein für die Gegend untypischer Regenguss trieb Musiker und Publikum aber ins Art-Deco-Ambiente der großen Hotel Bar – so entstand durch diesen gemeinsamen improvisierten Umzug eine Atmosphäre, die die Wirkung der Musik nicht störte, sondern sogar beförderte.

Führende Musiker, vor allem aus dem italienischen und französischen Raum, in den Landschaften und Städte um Bozen, in den Orten, Plätze und Säle zu inszenieren, das war das zukunftsträchtige Konzept eines Festivalklassikers, der in nördlichen Breiten noch nicht den Ruf hat, den er verdient. 1982 hatte der künstlerische Leiter Nicola Ciardi Colin Walcott, Don Cherry und Naná Vasconcelos zu einem Konzert nach Bozen eingeladen. Dies war der Start der 25-jährigen Festivalgeschichte. Nicola Ciardi hat seit zwei Jahren den jungen Präsidenten Klaus Widmann an der Seite, einen Jazzenthusiasten, der sich über seine Liebe zum Jazz hinaus als jemand mit kulturpolitischem und wirtschaftlichem Weitblick entpuppt hat. Widmann will das Südtiroler Festival als Kulturmarke der Region etablieren und damit fit machen für die Konkurrenz in Europa. Eine internationale Tagung an der Europäischen Akademie Bozen (Eurac) untersuchte die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Kultur und bot Kulturpolitikern, Wirtschaftsleuten und Jazzveranstaltern ein Forum. Jazz als Aushängeschild für das moderne Kulturland Südtirol? Bravo, kann man da nur rufen.

Andreas Kolb

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