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Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 11/2000

2000/11

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Berichte

Seite 4

Musik die gut aussieht

Heiner Goebbels’ „... Même soir. –“ in der Muffathalle

Die Konzertreihe „Jazz & more“ muss den Münchner Jazzfreunden nicht weiter vorgestellt werden. Seit Jahren bietet sie in den Räumen der Kammerspiele qualitätsvolle Jazzkonzerte. Die Programmkonzeption bewegt sich dabei zwischen modernem europäischen Jazz und einer gemäßigten E-Musik-Avantgarde.

Dreh- und Angelpunkt der Programme ist die Kunst der Improvisation. Nicht zufällig spielten dann auch improvisatorische Elemente bei der Komposition „... Même soir. –“ von Heiner Goebbels, die jetzt in der Muffathalle zur Uraufführung kam, eine zentrale Rolle. Den Kompositionsauftrag hatte die „musica viva“ des Bayerischen Rundfunks erteilt, der neue Partner von „Jazz & more“. Beide Konzertreihen hatten sich – angeregt durch ihren gemeinsamen Sponsor, der BMW Kulturkommunikation – erstmals für das große Millenniums-Festival diesen Sommer zusammengetan. Zurück zur Uraufführung von Goebbels’ „... Même soir. –“: Mit Jazz hatte die nichts zu tun. Dafür aber wie bereits gesagt mit Improvisation. Auch das ist eine Errungenschaft des Jazz, dass die ad-hoc-Komposition – damit ist nicht Aleatorik gemeint – Einzug gehalten hat in die Werkstatt des Komponisten von heute. Goebbels gibt seinen Musikern keine fertige Partitur in die Hand, sondern Bausteine, Spielanregungen, Bühnenbilder, ja sogar eine Theaterbühne, auf der sie agieren können. In zahlreichen Proben hatten die sechs Mitglieder von „Les Percussions de Strasbourg“, denen über 400 Perkussionsinstrumente zur Verfügung stehen, genug Material zur Hand bekommen, das Stück zu gestalten. Dabei benutzten die Straßburger modernste Sampletechnik genauso wie die archaische Kunst des Schweizer Talerrollens. Goebbels verzichtete weitgehend auf dramatisch-szenische Entwicklung. Klaus Grünberg, zuständig für Bühne, Licht und Video, trifft die Sache, wenn er meint: „Wenn etwas gut aussieht, entsteht daraus Musik, und aus der Musik entsteht dann wieder ein bestimmtes Licht, eine bestimmte Farbe, ein Kostüm. Alle Einzelteile beeinflussen sich gegenseitig.“ Aus musikdidaktisch-nüchtern anmutenden Einzelaktionen formten „Les Percussions de Strasbourg“ in der Muffathalle dann tatsächlich auch ein oszillierendes Ganzes.

Andreas Kolb

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