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Jazzzeitung

2010/05  ::: seite 10-11

Festivals 2010

 

Inhalt 2010/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Dick Katz


TITEL - Gegensätze ziehen sich an
Newcomerin Mary Halvorson im Portrait


DOSSIER - Jazzfestivals
Gaume Jazz Festival // Jazzforum Budapest // Jazz-Festival in St. Moritz // Jazzfestival Saalfelden // Jazz Festival Willisau


Berichte

„Trio Elf“ mit neuer CD: „Elfland“ // 34. Leipziger Jazztage // Münchner Konzertreihe AllThatJazz@gasteig // > Vive le Jazz< 2010


Portraits

Aus der Welt des Bojan Z // Dave Brubeck wird 90 // Sängerin Jessica Gall // Yaron Herman // Kristina Kanders // Collectif LeBocal // Trombone Shorty


Jazz heute und Education
Der Jazz-Komponist Simon Scharf // Mediation im Kulturbereich // Dresdens Jazzclub Neue Tonne freut sich auf die Geburtstags-Saison Abgehört: Ein Solo für die Melodica: Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman
Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Internationales Jazzfestival Saalfelden

Pimp my Jazz

Artenreich war die Welt des Jazz schon immer, weshalb die Macher des Festivals im österreichischen Saalfelden vielleicht auf die Idee kamen, Plakate und Flyer mit Darstellungen von Elefanten, Katzen, Walen und Dackeln drucken zu lassen. Während jedoch die Fauna durch Umwelteinflüsse und die Gier des Menschen immer weiter dezimiert wird, entdecken Musikologen eine neue Spezies nach der anderen, zeigen sich aber bei den Zuordnungen noch etwas hilflos.

Roy Nathanson. Foto: Pakzad

Bild vergrößernRoy Nathanson. Foto: Pakzad

Früher war es viel einfacher: Da ließ sich die Jazzgeschichte prima in Dekadenabschnitte unterteilen und die Hauptströmungen des jeweiligen Jahrzehnts mit griffigen Stilbezeichnungen ausstatten. Heute, im Zeitalter der Information, geht das kaum mehr. Immer neue Bastarde und Unterarten machen den Jazz diffuser, aber auch so spannend wie schon lange nicht mehr. Wundersam gepimpten Jazz gab es an vier Tagen im Pinzgau zu hören. Austragungsorte waren der Congress, das Kunsthaus Nexus, die Alm und die „City-Stage“. Nach der Jubiläumsausgabe im letzten Jahr hatten die Intendanten Michaela Mayer und Mario Steidl weniger Etat zur Verfügung. Sie entschieden sich, auf Namen der 1. Liga zu verzichten und setzten ganz auf musikalisches Profil, das sie mit vielen unbekannten Namen gewannen. Sie können sich das mit den No Names auch erlauben. Die vielen Journalisten und Zuhörer, die aus aller Welt anreisten, vertrauen dem Team blind – und wurden nicht enttäuscht.

Schöne Erkenntnis: Um den Nachwuchs im Jazz braucht man sich keine Gedanken zu machen. Cuong Vu, Trompeter und Professor in Seattle, brachte seine einstigen Studenten mit ans „Steinerne Meer“. Die Mittzwanziger haben sich unter dem Namen „Speak“ zusammen getan und spielen mit ihrem Ex-Dozenten eine Musik, die formbewusst, packend, unberechenbar, aber stets schlüssig war und die Zuhörer durch eine äußerst geschickte Dramaturgie mitriss. Einen frischen Eindruck hinterließ auch das vitale, aufgedrehte, von vielen Einflüssen angetriebene Quintett Led Bib aus Großbritannien.

Frei fließende Improvisationen mit ganz unterschiedlichen Ansätzen gab es in Saalfelden zu bestaunen: Während die Geigerin Carla Kihlstedt und die Pianistin Satoko Fujii auf den Austausch von Feinstnuancen setzten, zeigte die Gruppe XXL zu viel Muskelspiel und wusste zeitweise nicht wohin mit dem offensichtlichen Energieüberschuss. Der Gitarrist Raoul Björkenheim hingegen sorgte im Trio mit dem Bassisten William Parker und dem Schlagzeuger Hamid Drake für ein munteres, spannendes, dichtes Auf und Ab, Hin und Her. Und Viertelton-Trompeter Franz Hautzinger ließ in seinem Projekt „Third Eye“ den wilden Geist der 60er-Jahre aufsteigen.
Ansonsten entstand der Eindruck, dass die Improvisatoren der Jetztzeit nicht mehr auf die Parameter des Jazz verzichten wollen, dass die Ad-hoc-Kunst von heute nach klaren Formen und Strukturen sucht. Oft bedient sie sich aus Mitteln, die der Neuen Musik entlehnt scheinen, wie im Tentett von Dominique Pifarély oder etwa im Quartett, das der Geiger Mark Feldman und seine Ehefrau, die Pianistin Sylvie Courvoisier zusammen leiten. Deutlich aufregender wird es, wenn der keine Grenzen kennende Ideenfluss plötzlich in geerdeten Urformen wie der des Blues mündet, wie etwa beim Sextett des Kornettisten Taylor Ho Bynum Oder wenn Verspieltheit und Strenge aufeinandertreffen, wie in „Anti-House“, dem Quintett der Saxofonistin Ingrid Laubrock. Oder wenn sich Elemente aus indischer Musik, Jazz, Blues und Pop zu einem famosen Stimmungsbild vereinen – wie in Myra Melfords Gruppe Be Bread.

Für Abwechslung war jedenfalls gesorgt, Langeweile war nie zu spüren – dafür sorgten auch das „Show“-Programm der Jazz Passengers sowie der tiefschwarze Traditionen heraufbeschwörende Saxofonist Odean Pope. Der Jahrgang 2010 wird wohl als einer der gelungensten und erlebnisreichsten in die Geschichte des Jazzfestivals Saalfelden eingehen.

Ssirus W. Pakzad

32. Internationales Jazzfestival Saalfelden: 25. bis 28.8.2011

 

 

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