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Jazzzeitung

2010/01  ::: seite 18

jazz heute

 

Inhalt 2010/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Leonard Gaskin Farewell: Gigi Campi


TITEL -
Metamorphosen
Zum 100. Geburtstag von Django Reinhardt


Berichte

Chiemgauer Band LaBrassBanda // Dresdens Jazztage 2009 // Nachklänge vom JazzFest Berlin 2009 // Preview: „Annual Arbors Records Party“ in Florida, Teil 1 // Fritz Rau wird 80 und geht auf Tour


Portraits

Klaus Kugels und Albrecht Maurers Label NEMU Records // Markus Geiselhart // Bratschistin, Komponistin und Sängerin Katrin Mickiewicz // Solveig Slettahjell // Boris Vian


Jazz heute und Education
Die Kulturhauptstadt Europas und der Jazz // VOC COLOGNE – Impulsgeber für junge A-cappella-Ensembles // Abgehört: Keith Jarretts Solo über „What Is This Thing Called Love“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Der Song im Mittelpunkt

VOC COLOGNE – Impulsgeber für junge A-cappella-Ensembles

Am Sonntag Abend verwandelte ein groovendes, mitsingendes und klatschendes Publikum den Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz Köln in einen gigantischen Klangkörper. Rund 800 Zuschauer zählte das Abschlusskonzert der diesjährigen Voc Cologne, dem diesjährig zum dritten Mal stattfindenden Festival für Populäre Vokalmusik.

Eine von fünf ausgewählten Gruppen: die A-Capella-Band „Tinnitus“. Foto: Horst Schmeck

Bild vergrößernEine von fünf ausgewählten Gruppen: die A-Capella-Band „Tinnitus“. Foto: Horst Schmeck

Unter dem Dach der Hochschule trafen sich vom 8. bis 10. Januar 2010 verschiedene Vokalensembles in Workshops, um ihr Repertoire zu perfektionieren. Höhepunkt war ein Auftritt auf der Konzertbühne als Vorprogramm der derzeit in der Bundesrepublik beliebtesten A-cappella-Band Wise Guys. Auch am Abend zuvor war der Saal gefüllt und die Stimmung mitreißend. Das Programm für das live vom WDR3 mitgeschnittene Konzert unter dem Motto „Windmills Of My Mind“ gestalteten die A-cappella-Ensembles sam:klang und JuiceBox zusammen mit dem Jazztrompeter Frederik Köster und Vocal Journey, dem Jazz/Pop-Chor der HfMT (Köln).

sam:klang bedeutet auf Schwedisch soviel wie Zusammenklang, Einklang und lässt sich als Hinweis auf die Farbenvielfalt der drei Frauen- und drei Männerstimmen der 2006 gegründeten Kölner Band verstehen, die sich trotz ihrer Unterschiede harmonisch zusammenfügen, sei es im Pop, Jazz, Soul, in der Folklore oder Klassik. Ihr Repertoire an Cover-Versionen ergänzen Eigenkompositionen. Bei JuiceBox aus Hannover entspringen alle Songs der eigenen Feder. Stilistisch decken auch sie eine große Bandbreite ab. Die zwei Frauen- und vier Männerstimmen füllen vom Beat über Hip Hop und Techno alle Songs mit einem eigenen Sound. Der annähernd fünfzig Mitglieder zählende hochschuleigene Chor Vocal Journey füllte die Bühne nicht nur zahlenmäßig, sondern auch durch seine breite Klangpalette. Jazz-, Pop- und Gospel-Sounds verbinden sich bei den SängernInnen mit klassischer Erfahrung. Außerdem begeisterten einige Mitglieder das Publikum als Gesangssolisten, Instrumentalisten oder auch stimmliche Nachahmer von Instrumenten. Der Chor setzt sich ausschließlich aus Studierenden der Schulmusik zusammen und wurde 2006 von Professor Stephan Görg (Schulpraktisches Klavierspiel/Improvisation) gegründet.

Stephan Görg hat in seiner vielseitigen Musikerlaufbahn fünf Jahre an einer Schule Musik unterrichtet, und diese praxisnahe Erfahrung kann er ebenso in den Workshops einbringen, wie bei der Leitung des Chores Vocal Journey. Gerade für Schulmusiker ist eine musikalische Bandbreite ein Muss. „Ich weiß, wie wichtig, Fertigkeiten in der Populären Musik sind.“ Und gerade im Pop ist viel kommerzialisiert, „doch gibt es Qualitätsunterschiede“ und an sie heranzuführen, sieht er als eine der Aufgaben von Musikpädagogen. So hat er vor vier Jahren den Chor gegründet und hat heute, obwohl alles auf rein freiwilliger Basis läuft, mehr Bewerber unter den Studenten, als er aufnehmen kann. Viele der anspruchsvollen Arrangements schreibt er selbst. Seit dem WS 09/10 teilt er sich die Chorleitung mit Erik Sohn. Wer den Chor einmal gehört hat, ist schnell überzeugt, dass auch in einem aus Schulmusikern bestehenden Pop- und Jazzchor künstlerische Arbeit geleistet werden kann. Im letzten Jahr hatte er beispielsweise eine Einladung zum Vocal Jazz Summit Mainz und dieses Jahr im Mai wird er am Bundeschorwettbewerb in Dortmund teilnehmen. – Was kann man sich besseres an den Schulen vorstellen, als Lehrer, die selbst Spaß an der Musik haben.

Den Chor Vocal Journey kann man auch als Initialfunken für die Entstehung des Festivals für Populäre Vokalmusik begreifen, das Erik Sohn, Konzert-, Lied und Oratoriensänger, Dozent an der HfMT und Coach der Wise Guys, zusammen mit Chorgründer Stephan Görg ins Leben gerufen hat. Erik Sohn hatte die Idee zur Gründung eines Vokal-Festivals und der Chor spiegelte das Bedürfnis nach kreativer Stimmkunst. Gemeinsam entwickelten die beiden Profimusiker das Konzept. Aus den diesjährigen Bewerbern wurden fünf Gruppen ausgewählt: einKlang, Who’s that, Tinnitus, MundArt und High Five. Wie jedes Jahr brachten alle Bands nicht nur ihre eigenen Stücke mit, sondern auch eine Vielfalt an unterschiedlichen Voraussetzungen. Nicht alle haben Musik studiert, manche sind Autodidakten, unterschiedlich sind ihre Stilausrichtung, ihre Erfahrungen des gemeinsamen Singens, auf der Bühne oder mit dem Mikrophon. Ziel ist es, einen eigenen Klang zu finden. „Es macht Spaß, ihnen dabei zu helfen, und selbst als Coach kann man davon profitieren“, so Erik Sohn.

In den von Erik Sohn, Stephan Görg sowie den Gast-Coaches Martin Carbow und der Gruppe Wise Guys geleiteten Workshops, wurde in einem öffentlichen Unterricht an Intonation, Interpretation, Bühnenpräsenz und dem Ensembleklang gearbeitet. Die Öffentlichkeit erfordert von den Teilnehmern einen gewissen Mut, sich vor Publikum kritisieren zu lassen, simuliert aber gleichzeitig eine Konzertsituation, sodass sich die Publikumswirkung gleich testen lässt. „So ist es ein Tipp, der eigentlich für alle Gruppen gilt, den Ton, die Spannung bis ganz zum Schluss zu halten, bis applaudiert wird“, so Erik Sohn. – Nicht nur beim Essen gilt, man hört mit den Augen mit! – Ziel ist es, die SägerInnen für das, was sie tun zu sensibilisieren, zum reflektieren anzuregen. „Im Mittelpunkt steht der Song und wie sich die Idee, das Thema des Songs umsetzen lässt, ohne, dass es aufgesetzt wirkt“, erklärt Stephan Görg. Für ihn bedeutet Coaching, „durch geschicktes Fragen den Standpunkt des anderen herauszukitzeln“.
In den Pausen trifft man auf begeisterte Kursteilnehmer. Gemeinsames Fazit, man hat viele Ideen und Hinweise bekommen, auf die man selbst nei gekommen wäre und viel Energie um weiterzumachen. Außerdem „ist es ein tolles Gefühl, vor so einem großen Publikum als Vorgruppe von Stars wie den Wise Guys auf der Bühne zu stehen“. Dass das diesjährige Festival mit einer so hochkarätigen Besetzung stattfinden konnte, ist auch der Förderung durch die Stadt Köln zu verdanken. So ist die Fortsetzung im Jahr 2011 mit Spannung zu erwarten.

Anne Kotzan

www.voccologne.de

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