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Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 10/2000

2000/10

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Glossar

Seite 10

Latin Jazz

Die Affinität zwischen Jazz und lateinamerikanischer Folklore rührt unter anderem an gemeinsamen schwarzafrikanischen Elementen. Dazu kommt, dass schon im Mittelalter Wechselwirkungen zwischen spanischer und maurischer, also afrikanischer Musik stattgefunden hatten. Latin Jazz ist ein Sammelbegriff für Jazz mit lateinamerikanischen Elementen, die schon immer eine gewisse Rolle spielten.

Schon Jelly Roll Morton, der selbsternannte Erfinder des Jazz, wies auf die Bedeutung des „spanish tinge“ als wesentlichen Bestandteil des Jazz hin. Er ist in vielen Stücken des traditionellen Jazz (Habanera-Rhythmus in W.C. Handys „Saint Louis Blues“) nachzuweisen. Vertreter des New Orleans Jazz haben öfter lateinamerikanische Tänze interpretiert (von Sydney Bechet gibt es etwa Rumba- und Merengue-Aufnahmen des Jahres 1939), ohne dass man dies gewöhnlich als Latin Jazz bezeichnet.

Latin Jazz ante litteram entstand auch im Swing der 30er-Jahre: die Zusammenarbeit Duke Ellingtons mit dem puertoricanischen Posaunisten Juan Tizol etwa zeitigte Werke wie „Caravan“ und „Conga Brava“. Viele Musiker der Bigband-Ära waren abwechselnd in Jazzformationen und lateinamerikanischen Formationen tätig. Der kubanische Trompeter Mario Bauza etwa hatte schon bei Swing-Größen wie Chick Webb und Cab Calloway gespielt, als er 1941 in die Band seines Schwagers Machito kam und dort musikalischer Leiter wurde. Machitos Orchester, das auch Aufnahmen mit Charlie Parker machte, war in seiner Verbindung von großorchestralem Jazz und afrokubanischen Rhythmen ein wichtiger Vorreiter des „Latin Jazz“. Bauza holte den kubanischen Conga-Meister Chano Pozo in die Staaten der mit Dizzy Gillespie in dessen Orchester den „Cubop“ (Afro-Cuban Bop) aus der Taufe hob.

Seit den den 50er-Jahren verdanken einige Jazzer (z.B. Cal Tjader) gerade dem Latin Jazz ihre größten Erfolge. Ursprünglich wurde nur die Verbindung aus kubanischer Musik und Jazz als „Latin Jazz“ bezeichnet. Obwohl eigentlich Verbindungen mit dem argentinischen Tango, Indio-Musik oder Reggae nicht dazugehören, nimmt man es heute nicht mehr so genau. Zugleich sollte daran erinnert werden, dass lateinamerikanische Musikformen eine Eigenständigkeit jenseits des Jazz besitzen: Einige Musikrichtungen wie die brasilianische Bossa Nova oder die afro-kubanische Salsa haben zwar auch Jazzelemente, sind aber zu eigenständig, um als „Jazzstil“ geführt zu werden.

Marcus A. Woelfle

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