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Story

Seite 8

Der Klangfarben-Magier

Bill Carrothers: Zeit fürs Trio unter eigener Regie

Seine bevorstehende Tournee kündigt ihn als „Rising Star“ an. Wer die Musik des aus Minneapolis stammenden New Yorker Pianisten Bill Carrothers hört, mag kaum Zweifel aufbringen, dass da ein aufgehender Stern am Jazzfirmament mit bloßem Ohr zu erkennen ist. Aber ob aus dem Mittdreißiger mit Sterne-Qualität jemals einer dieser Musiker wird, um die sich Medien und Fans reißen, darf dann doch mit einem Fragezeichen versehen werden.

Denn für den Jazzmassengeschmack (wenn es denn so etwas gibt) ist das, was er mit viel Passion aus den Tasten zaubert, womöglich viel zu introvertiert. Carrothers spielt seit seinem fünften Lebensjahr Klavier. Zehn Jahre später traute er sich erstmals auf eine Bühne. In Minneapolis jammte er mit vielen namhaften Musikern, unter anderem auch mit dem Popzwerg, der sich jetzt wieder Prince nennt. In seiner Heimatstadt war er durchaus umstritten, von den Fortschrittlichen bewundert, von den Konservativen missverstanden. Erst als er 1988 nach New York zog, war die Meinung über den Pianisten einhellig. Er wurde von Musikern wie Joe Beck, Buddy DeFranco, Scott Colley, Dewey Redman, James Spaulding, Curtis Fuller, Billy Higgins oder Ira Sullivan engagiert. Und mit dem gefeierten Schlagzeuger Bill Stewart zelebriert er im Big Apple eine nun schon langjährige musikalische Partnerschaft. Ihr gemeinsames Album „Duets With Bill Stewart“ (Warner Classics & Jazz) wurde übrigens gerade mit dem Deutschen Schallplattenpreis (Vierteljahresliste) ausgezeichnet. Wo liegen die Qualitäten von Bill Carrothers? Nun, er ist harmonisch sicher einer der ausgeschlafensten Pianisten der Gegenwart, der nie um so verblüffende wie logische Klangfarbenkombinationen verlegen ist. Auch rhythmisch weiß er mit Akzentuierungen zu arbeiten, die in der Pianistensprache eher selten vorkommen. Und Carrothers’ Musik? Die schwebt. Dabei unterscheidet sich der Amerikaner deutlich von vielen der sich im Rubato freischwimmenden ECM-Pianisten. Bill Carrothers entwirft, etwa auf seinem Frank Sinatra gewidmeten „After Hours, Vol. 4“ (Go Jazz Clubland), verhangene, düstere, tief aus den Weiten der Seele geholte Soundlandschaften, die trotz ihrer dunklen Tönung von viel Wärme künden. Am 13. Oktober spielt der Pianist mit seinem Trio im Birdland in Neuburg an der Donau und am 21.10. in der Münchner Unterfahrt.

Ssirus W. Pakzad

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