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Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 7/2000

2000/07

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Kurz aber wichtig

Seite 12

14. Festival „Jazz an der Donau” vom 13. bis 16. Juli in Vilshofen

Lebende Ikone des Soul. James Brown. Foto: ArchivNach dem überraschend großen Erfolg mit Al Jarreau und Dee Dee Bridgewater im vergangenen Jahr, setzen die Veranstalter von “Jazz an der Donau” heuer erneut auf die Zugkraft großer Stimmen. James Brown und “The Temptations” sind die Headliner des internationalen Festivals im niederbayerischen Vilshofen vom 13. bis 16. Juli. Headliner, die es in sich haben. In vieler Hinsicht: Als Meilensteine der Populärmusik, Superstars und Identifikationsfiguren einer ganzen Generation. Die aber auch zum Widerspruch herausfordern, Zornesschreie traditioneller Jazzfans provozieren. Die Diskussion darüber anheizen, was denn der “Godfather of Soul” bitteschön auf einem Jazzfestival zu suchen habe. Abgesehen davon, dass die Grenzen zu benachbarten Genres zunehmend aufweichen (das Festival in Moers ist das beste Beispiel dafür) hat man in den Staaten, der Heimat von Jazz, Soul und Rhythm’n’Blues, kaum je die Zäune so hoch gezogen, dass die einen von den anderen nichts mehr mitbekommen haben.

Für viele, die heute Jazz hören, gehören James Brown und “The Temptations” zudem zu den unverzichtbaren Erfahrungen an die eigene Zeit des Auf- und Ausbruchs. Seit gemeinsamen Aufnahmen und Auftritten mit Hip Hip-Acts und Rapmusikern kommt der alternde Sänger mit der Energie und Power eines weit Jüngeren aber auch bei jungen Leuten wieder an. Ein Idol ist der charakterlich problematische Soulshouter, der für die Schwarzen Amerikas zeitweise fast messianische Züge angenommen hatte, heute sicher nicht mehr - eine Ikone mit Kultstatus aber mehr denn je.

Drei Auftritte absolviert “Mr. Sex Machine Man” in Deutschland. Noch bevor der zirka 70-Jährige mit seiner Show das Zelt zum Kochen bringen will, sorgen die saarländische Fusiongitarristin Susan Weinert und eine temperamentvolle Formation mit mehreren Tubas und Posaunen, “Heay Tuba” feat. Jon Sass, aus Österreich dafür, dass Stimmung in die Bude kommt. Statt wie bisher drei, dauert das Festival heuer vier Tage. Der Grund ist beinahe sensationell: Ein “classic opening” mit Mitgliedern der Münchner Philharmoniker. Eigentlich ist es das komplette Orchester unter Leitung des Bambergers Gerd Schaller und mit Mihaela Ursuleasa als Solistin am Flügel. Um aber Konflikte mit dem Management zu vermeiden, muss die eigentümliche Sprachregelung mit “Mitgliedern” herhalten. Da die Münchner bisher nie in Niederbayern aufgetreten sind und die Festivalorganisatoren aus einem “Jazz- und Musikfreundeverein” kommen, griffen sie zu, als sich diese einmalige Chance bot.

Der New Jazz, mit dem sich der gute Ruf von “Jazz an der Donau” verbindet, kommt trotz des Gewichts großer Namen auch zum Zug. Aus der nahen Zukunft (des Jazz) schallt der elektro-akustische Sound des Weilheimer “Tied & Tickled Trio” mit Senkrechtstarter Johannes Enders am Saxofon herüber. Drumloops werden mit Fusionklängen á la Herbie Hancock und griffigen Popkonturen zu einem Sound verschmolzen, der die Avantgarde-Postille “Spex” zu einem andächtigen Kniefall veranlasste. Hochkarätiges verspricht auch das französische Kontrabass-Sextett “L´Orchestre De Contrebasses”. Clownerien und Tempo, freies Powerplay und mediterran schmachtendes Melos verbindet der Turiner Saxofonist Carlo Actis Dato mit seinem Quartett zu einer einzigartigen musikalischen Melange. Und David Murray, mit seinem mächtigen Saxofonklang schon fast Stammgast in Vilshofen, stellt sein jüngstes Projekt “Speaking in tongues” mit der Sängerin Fontella Bass vor.

Godehard Lutz

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