Till Brönner will Zentrum für Jazz gründen

Hört, hört:
Berlin (dapd). Der Trompeter Till Brönner will eine Jazz-Akademie gründen. „Mein Traum wäre es, in Berlin an einem wirklich prominenten Ort ein Zentrum für Jazz zu etablieren. In diesem Zentrum würde ein Orchester von ungefähr 15 bis 20 Personen sitzen, die täglich proben und alle zwei Wochen am Freitag und am Samstag anspruchsvolle Konzerte geben“, sagte der 39-Jährige der Zeitschrift „Melodie & Rhythmus“. Bisher gebe es in Deutschland „keine wirklich wahrnehmbare Institution, die man im weitesten Sinne als Dach für die Jazzausbildung empfinden könnte“.
Es gebe zwar Landesjugendorchester, Musikschulen und Jazzstudiengänge, aber „nichts, worauf es sich hinzuarbeiten lohnt“, kritisierte Brönner. Die Rundfunk-Big-Bands böten keinen Ansporn mehr. „Den wenigen, die noch übrig sind, prophezeie ich höchstens noch fünf bis zehn Jahre.“ Wenn es zu diesem Zeitpunkt kein einziges professionelles Ensemble im ganzen Land mehr gebe, das Jazz auf hohem Niveau spiele, „dann haben wir ein Problem“.

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5 Kommentare

  1. Hiermit erlaube ich mir einen Kommentar der Projektleiters der Bundesbegegnung „Jugend jazzt“, Dr. Peter Ortmann, anzufügen:

    Meine Meinung:
    • Konkurrenz belebt das Geschäft
    • je mehr Alternativen junge Talente haben, um so besser (nicht für jeden ist das BuJazzO geeignet)
    • Brönner irrt, wenn er meint, es gäbe keine oder nur wenige professionelle Bigbands; das Problem ist “nur”: die finden keine subventionierten Spielstätten wie die Klassiker; daher spielen sie auch so wenig
    • außerdem nehmen ihnen die Rundfunkbigbands die Jobs weg; diese spielen für 2 – 4 T. Euro; ich muss aber allein das BuJazzO für 8 – 12 T. Euro anbieten, um kostendeckend zu bleiben
    • sein Projekt wird eine “Berliner Angelegenheit” bleiben
    • unter uns: wir produzieren viel zu viele hochqualifizierte Jazzmusiker – im Verhältnis zur momentanen Aufnahmemöglichkeit des sog. Marktes

    Besten Gruß
    Peter Ortmann

  2. Dass drei Rundfunkbigbands schon ausreichen, um das Gros der in Deutschland verfügbaren Jobs für große Jazzensembles an sich zu reißen, zeichnet ein trübes Bild der deutschen Veranstaltungslandschaft im Bereich Bigband.
    Natürlich gibt es hochklassige Bigbands auch abseits der Rundfunkanstalten. Im Falle des JOR (Jazzorchester Regensburg), mit Musikern aus Deutschland und Österreich, beschränkt sich die Aktivität aber aufgrund der Joblage auf Quartalskonzerte und einzelne Events im „Stamm-Jazzclub“ – eine Projektband, mehr ist nicht drin. Das Geld für deutschlandweite Konzerte muss mühsam über Sponsoren, Kooperationen, etc. locker gemacht werden und diese Mühen werden viele Bands von vornherein scheuen und sich auf ihren minimalen regionalen Wirkungskreis beschränken.
    Das sich selbst tragende Clubkonzert ist für Bigbands nahezu utopisch und findet deshalb kaum statt. Den Clubbetreibern kann man es auch nicht verdenken, dass sie die 8.000 € für ein BuJazzO nicht stemmen wollen, wenn sie nur einen Bruchteil davon einspielen können. Da bleibt es eben oft bei den Umsonst-Konzerten von Musikschul- und Uni-Bigbands und anderen ehrenamtlichen Vereinigungen, die dann bei Stadtfesten das hochzuhalten versuchen, was sich andernorts keiner mehr leisten mag.

    Letzten Endes mag das Till Brönners Zukunftsvision wahr werden lassen, wenn nicht nur die Rundfunkanstalten sich ihrer Bands entledigen, sondern auch das private Engagement zuviel Kraft gekostet hat und eingeschlafen ist…

    …aber dann gibt es ja immer noch die 15-20 Leute in Till Brönners Jazz-Zentrum! Immerhin…

  3. „Wenn Jazz unverwechselbaren Ausdruck der Persönlichkeit bedeutet, kann man Jazz nur schwer unterrichten.“ – Richie Beirach

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