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Ausgabe Juni 1998

NEUE CD

Keith Jarrett /Gary Peacock / Jack DeJohnette

Tokyo '96

ECM 1666 / Motor 539 955-2

Autor: Ralf Dombrowski

Es gibt den introspektiven Jarrett, der sich selbstvergessen in die Innenwelten der Improvisation fallen läßt und ganze Arenen mit neoimpressionistischen, neoromantischen Athmosphären betört. Und es gibt den extrovertierten Jarrett, der unbeschwert im musikalischen Plauderton durch die Inventariensammlung der Musikgeschichte schlendert und, ganz Charmeur, die alten Melodien mit zeitloser Frische füllt. Für "Tokyo '96" hat ECM's Master Mind Manfred Eicher erneut ein wenig im Live-Archiv gegraben und vom Janus des Kammerjazz ein Juwel beswingter Harmonie zutage gefördert. FÜr die traditionsverliebten Japaner hatten Jarrett und sein Stammtrio mit dem Kontrabassisten Gary Peacock und Jack DeJohnette am Schlagzeug ein fröhliches Packet an Standards zusammengestellt, das sie am 30.März 1996 in der Orchard Hall, Tokio, offenbarten. Beinahe 80 Minuten zeigen sie sich von ihrer gelösten Seite, musizieren und kommunizieren, scherzen und schwadronieren durch ein Panoptikum der anspruchsvollen Leichtigkeit. Von "Billie's Bounce" bis "Mona Lisa" findet sich für nahezu jeden Modern-Mainstream-Geschmack eine akustische Pretiose, perfekt interpretiert und nonchallent präsentiert. Da kann man nicht meckern, sondern sich nur freuen über das beste Album, das von Jarrett seit langem veröffentlicht wurde.
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