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Ausgabe Mai 1998

NEUE CD

Kerberbrothers

Alpenfusion –
A nuis Feeling

KB 1509 (Bestellung Tel.:
0831/ 5 20 31 11)

Autor: Michael Scheiner

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AlpenfusionVerschmelzungen, Fusionen, mehr oder weniger wilde Kombinationen unterschiedlichster Genres und Stile sind seit längerem Ausdruck intensiver Suche nach neuen (natürlich auch verwertbaren) Formen. Die umspannt ein gewaltiges Spektrum von der eindimensionalen Rockfolkloristik der erfolgreichen "Schürzenjäger", Attwengers heftiger Postpunkattitüde, dem mißglückten Gespann einer österreichischen Blaskapelle und einer funkigen Jazzband des Saxofonisten Wolfgang Puschnig und hört bei Don Byrons Klezmer-Jazz-Novitäten noch lange nicht auf. Den Versuch einer Alpenfusion, durch den "transglobalen Mix aus unverfälschten Alpenklängen und Ethno-Underground" mit modernen Jazzstilistiken vom Bop bis Rap, unternehmen nun die "Kerberbrothers" aus dem Allgäu. Und sitzen bei aller musikalischer Redlichkeit und Experimentierlust prompt auch ein wenig den unsäglichen Vermarktungsstrategien auf, die landauf und landab in den Medien mit hohlen Phrasen, dicken Luftblasen und Schlagwörtern für Kasse, aber selten für Klasse sorgen. Nun, vom Vorwurf, soweit das überhaupt einer sein kann, den fetten Reibach mit ihrem "Nuis Feeling", dem spielerisch-ironischen neuen Gefühl, zu machen, bleibt das multiinstrumentale alpenländische Brüdertrio ganz sicher vollkommen unbeleckt. Dafür wiederum ist ihre schwäbisch-afro-und-was-sonst-noch-amerikanische Verschmelzung dann doch zu störrisch, sperrig (trotz bergwasserklarer Terzen) und vor allem nicht simpel genug. Weiters haben die um Tiny Schmauch (b), Pit Gogl (dr, perc) sowie ein männliches und ein weibliches Gesangsduo verstärkten Brothers almdudlerischen Witz und allgäuerische Ironie in ihre 3/4-taktig swingenden Kompositionen (Andreas Kerber) mit reingepackt. Das macht natürlich auch Spaß. Dennoch bleibt vieles additiv, wenn Scherrzither und Gesangsduo eine lupenreine Volksliedmelodie anstimmen, um zum funkigen Fusionthema umzuschwenken. Manches wirkt sogar z’samm z’wunga und im patriotischen "Allgäu" wirds zum richtigen Eiertanz zwischen Kitsch und süßlichem Spaß. Und manchmal – nicht böse sein Jungs – haperts auch ein wenig mit dem Handwerk. Dennoch ist mir ein derartiges Unterfangen, auch wenn es nur bedingt geglückt ist, deutlich lieber, als die 7883. perfekte Fusionproduktion, die sich anhört wie 7882 andere.
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