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Ausgabe April 1998

BÜCHER

Karibische Strömungen

Autor: Joe Viera

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Englischsprachige Sachbücher über karibische Musik, die zuverlässig und wenigstens einigermaßen ausführlich informieren statt mit abgegriffenen Floskeln Superlative aneinander zu reihen, gibt es leider nur sehr wenige, und deutschsprachige schon fast gar nicht. Wie es mit der spanischsprachigen Literatur steht, kann ich leider nicht beurteilen. Dabei gehört die karibische Musik, vor allem ihr afroamerikanischer Teil, schon seit Jahrzehnten zu den Energiequellen der zeitgenössischen Musik, und ihr Einfluss auf andere Musikformen wie Jazz, Rock und Pop wächst ständig.
Da ist "Carribbean Currents" von Peter Manuel unter Mitarbeit von Kenneth Bilby und Michael Largey (Latin American Bureau/London, 272 Seiten) sehr willkommen. Wir erfahren viel Wissenswertes über Geschichte und Gegenwart der karibischen Musik, von Cuba (nur durch einen Meeresarm von Florida getrennt) bis Trinidad (direkt vor der Küste Venezuelas). Die Schwierigkeiten, ein solches Buch zu schreiben, sind groß. Es fehlen ganz offensichtlich genaue Diskographien, wie wir sie vom Jazz her gewohnt sind, wo sie eine ausgezeichnete Grundlage für historische Untersuchungen bilden. Darüber hinaus haben viele Begriffe eine mehrfache Bedeutung. So ist Conga zugleich die Bezeichnung für ein Instrument, einen Tanz und eine Musikform. Und die Erklärungen vieler Ausdrücke schwanken, wenn wir verschiedene Veröffentlichungen miteinander vergleichen. Aber "Carribbean Currents" bietet sicher eine zuverlässige Grundlage.
Mehrere genauere Karten – statt der einen recht simplen – hätten dem Buch freilich gut getan. Und warum haben die Autoren nicht eine CD mit historischen Aufnahmen beigefügt? Es werden zwar eine ganze Reihe von CDs empfohlen – ich habe aber bisher vergeblich versucht, einige davon aufzutreiben.
Als Ergänzung ist "Salsa!" von Hernando Calvo Ospina lesenswert (Latin American Bureau/London, 143 Seiten). Vor allem kubanische und puertoricanische Musik haben das Material zu dieser in New York entstandenen Latin-Musik geliefert; dazu kamen Jazzakkorde und manche Rockrhythmen. Leider ist das Buch nicht frei von unkritischem Fanjournalismus.