32. Münchener Jazzfest vom 11.-13. November in der Black Box Gasteig

Einige von denen, die in den Pausen zwanglos beieinander stehen, sind sich sicher, dass es erst einmal weitergehen werde mit der Black Box, zu schön und zu praktisch sei dieser laborhaft intime, konzentrierte Konzertraum, Renovierung hin oder her. Ein bisschen seltsam ist es trotzdem, den Blick durch die leeren Flure und Foyers schweifen zu lassen, nachdem ein Teilumzug des Kulturzentrums in das Ausweichquartier HP8 vollzogen ist. Andy Lutter jedenfalls freut sich wie ein Schnitzel, dass es schließlich mit den Jazzfest doch geklappt hat, mit 2G und zusätzlichem Aufwand, aber live mit echten Musikern vor richtigem Publikum. Als künstlerischer Leiter, Vertreter der Jazzmusiker Initiative München e.V. (J.I.M.) und Conférencier, am ersten Termin auch Mitspieler der Quartetts von Ulrich Wangenheim, gibt er den drei Konzertabenden mit launischem Frohsinn einen moderierenden Rahmen, spürbar erleichtert, dass mehr als im Vorjahr möglich ist, als die ganze Veranstaltung der pandemischen Gesundheitsvorsorge geschuldet ins Internet verschoben werden musste. Vielfältiges Programm an den drei Konzertabenden Das Konzept hinter dem Programm war schlicht und einleuchtend. An jedem Abend stand erstens ein/e Newcomer/in auf der Bühne, das Quartett des Baritonsaxophonisten Jonas Brinckmann, die Band des …

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Rebekka Bakken trifft auf Wolfgang Muthspiel beim Abschlusskonzert der Ingolstädter Jazztage

Es hätte kaum schöner sein können: Nach einem Jahr Pause wieder Jazztage in Ingolstadt und dann werden sie beim Abschlusskonzert mit der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken auch noch von einer solchen Geschichte gekrönt. Sie geht so: Vor über 20 Jahren lebten die Sängerin und der österreichische Jazz-Gitarrist Wolfgang Muthspiel zusammen in New York: Sie schrieben Songs und veröffentlichten Anfang der 2000er-Jahre zwei Alben. Ihre gemeinsame Tour verzauberte damals das Publikum, auch bei den Ingolstädter Jazztagen. Dann trennten sich die Wege. Das wäre vielleicht so geblieben, hätte nicht fast zwei Jahrzehnte später das Festival-Booking um Ingolstädter Jan Rottau sich an das Duo erinnert und einfach nicht locker gelassen. Und so standen Rebekka Bakken und Wolfgang Muthspiel nun wieder gemeinsam in Ingolstadt auf der Bühne, selbst etwas verwundert. „Wir sind sehr dankbar für diese Initiative“, sagte der Gitarrist, „wir glauben, dass jetzt vielleicht das nächste Kapitel unserer Zusammenarbeit beginnt“. Dass diese Geschichte mehr als ein PR-Gag ist, bewiesen die beiden selbst. Man glaubte ihnen, dass sie sich erst in Ingolstadt zum Proben getroffen hatten – weil Rebekka Bakken bei einem offenbar unerwarteten Intro einen ehrlich fragenden Blick …

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Preisträgerkonzert des 9. Jungen Münchner Jazzpreises im Club Unterfahrt

Der Junge Münchner Jazzpreis hat auch ein bisschen Glück gehabt. Als im vergangenen Jahr zum Beispiel viele Veranstaltungen abgesagt werden mussten, lag er so günstig zwischen den pandemischen Verschlussphasen, dass er sogar live vor Publikum durchgeführt werden konnte. Die Kontinuität blieb gewahrt. „Ich kann es kaum glauben,“ meint Andreas Heuck, „aber wir gehen in unser zehntes Jahr!“ Selbst ein begeisterter Musikhörer, gehört er zu den Gründungsmitgliedern des Vereins mucjazz, der als private Initiative unter anderem ins Leben gerufen worden war, um eine Lücke zu schließen. Denn Jazz wurde zwar von der Landeshauptstadt gefördert, aber unsystematisch und vor allem in Form von Stipendien oder Musikpreisen. Abgesehen vom BMW Welt Jazz Award gab es keine überregional wahrgenommene Auszeichnung. Das änderte sich durch die Beharrlichkeit von mucjazz und einiger Unterstützer, so dass die Situation inzwischen vergleichsweise komfortabel ist. Die Stadt freut sich und ihr Oberbürgermeister Dieter Reiter hat die Schirmherrschaft übernommen. Neben den Vereinsmitgliedern und Spendern gehören Institutionen wie die Kulturstiftung der Versicherungskammer zu den Förderern. Der Bayerische Rundfunk ist mit Ü-Wagen und BR Klassik im Boot, der Jazzclub Unterfahrt steht als Austragungsort des Konzertfinales und als Streaming-Host …

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Tobias Meinhart und seine Band im Regensburger Jazzclub Leerer Beutel

Einhellig begrüßten Vorstandsmitglied beim Jazzclub Alfred Merkel, die Musiker um Tobias Meinhart und das Publikum mit lautem Beifall das erste Konzert ohne die Pflicht zum Tragen einer Maske. „Endlich schaue ich wieder in Gesichter“, freute sich Merkel bei der Begrüßung und Meinhart gestand, dass „wir glücklich sind nach langer Zeit vor so vielen Leuten spielen und euch sehen zu können!“ Im voll besetzten Leeren Beutel genossen die 3G-Besucher aber nicht nur ihre neu gewonnene Gesichtsfreiheit. Vom ruhigen Beginn an wurde der gebürtige Regensburger, der mit seiner Band das neue Album „The Painter“ – der Maler – vorstellte, nachdrücklich gefeiert. Quer durch alle Altersgruppen waren die Menschen spürbar dankbar, die Begegnung mit anderen während eines lang erwarteten Konzertes in vollen Zügen genießen zu können. Das musikalische Futter lieferten die vier Musiker mit einer Energie, Spielfreude und einem Feuerwerk an Ideen, die die Aufmerksamkeit bis zur letzten Sekunde fesselten. Das gilt sicher auch für die zwei älteren Frauen, die der Veranstaltung schon zur Pause den Rücken kehrten. Im Brustton der Überzeugung meinte eine zu ihrer Begleiterin: „Geh, so schlecht san`s doch garnet!“ Bereits beim ersten Stück „Lunapark“, …

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Endlich wieder: Jazz im Goethe-Museum Düsseldorf

Von Dietrich Schlegel. Die Konzertreihe „Jazz im Goethe-Museum Düsseldorf“ war seit Jahren zu einer festen Größe des Kultur- und Musiklebens der NRW-Landeshauptstadt geworden. Den Aufsehen erregenden und umjubelten Auftakt gab es am 8. Mai 2014 mit dem Trio des Pianisten Omer Klein. Es folgten in jährlich zwei oder drei Konzerten solch namhafte Pianisten wie Shai Maestro, Martin Tingvall, Tord Gustavsen, Gwilym Simcock, Iiro Rantala – in Solo-, Duo- oder Trio-Auftritten. Vor der durch Corona erzwungenen Pause hatte Yaron Herman im September 2019 ein letztes Konzert gegeben. Mutiger Schritt Der schrecklichen, der Jazz-losen Zeit wurde jetzt von den Museumsleuten mutig ein Ende bereitet, mit einem Doppelkonzert an zwei aufeinanderfolgenden Abenden, unter strikter Einhaltung der 2G-Regeln und mit vorschriftsmäßiger Sitzordnung. So konnte mit etwa sechzig Besuchern wenigstens ein Drittel der sonstigen Anzahl in den Genuss eines fulminanten Auftritts des finnischen Pianisten Iiro Rantala kommen. Erleichtert und voller Vorfreude hatte der Direktor des Museums, Prof. Dr. Christof Wingertszahn, ein erwartungsvoll gestimmtes Publikum in dem von erlesenem Porzellan umsäumten Spiegelsaal des schmucken Barockschlosses Jägerhof, dem Sitz der weltweit umfangreichsten privaten Goethe-Sammlung (der Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung), begrüßt und das Wort sogleich weitergegeben …

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Toine Thys Overseas featuring Harmen Fraanje in der Münchner Unterfahrt

Es ist etwas Unwirkliches, das erste Live-Konzert in der Unterfahrt für den Verfasser seit Beginn der Pandemie -seit nun 20 Monaten. Selbst für Michael Stückl, den Vorsitzenden des „Förderkreis Jazz und Malerei München e.V.“, der den Jazzclub trägt, ist das Konzert des Quintetts „Toine Thys Overseas featuring Harmen Fraanje“ vor 70 Zuhörern noch etwas Besonderes. Nicht nur, weil die Band des Abends endlich extra für das Konzert anreisen konnte, das bereits zum dritten Mal im Programm stand. (Erstmals ist es im Oktober auch wieder gedruckt erschienen.) Sondern auch, weil Stückl nach 200 Streaming-Konzerten im Jahr 2020 und bereits über 200 in diesem Jahr „noch nicht oft so viele Leute“ in der Unterfahrt begrüßen konnte. „Die drei G ermöglichen endlich wieder Kultur auf der Bühne vor Publikum.“ Und sie werden vom Arzt Stückl und dem Team der Unterfahrt auch ernst genommen, sodass man sich im lockerer als sonst bestuhlten Club halbwegs sicher fühlen kann. Obwohl es offiziell keine Beschränkungen mehr gibt, dürfen nur maximal 100 per E-Mail vorangemeldete Zuhörer hinein und nur nach penibler Kontrolle – nicht nur des Impfzeugnisses sondern auch zusätzlich des Personalausweises. Auch …

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Wall of Sound: das Radio.String.Quartet beim Münsterland-Festival

Eine Live-Performance des Radio.String.Quartet aus Wien setzte im Rahmen des Münsterland-Festivals in der Emsdettener Kulturfabrik Strotmann einen echten Rausch für die Sinne frei. Grenzenlos scheinen die Möglichkeiten, was alles auf gestrichenen und gezupten Saiten, aber auch mit Stimme und Elektronik geht, wenn man es nur auszukosten, zu zelebrieren vermag. Die Wiener können so etwas – und wie!  Dieses Streichquartett, das sich einst vom Jazzrock des Mahavishnu-Orchestra inspiriert fühlte, besteht eigentlich aus fünf Musiker-Personen: Denn Peter Otto Moritz, der sich selbst als Sound-Designer bezeichnet, hat als aktiver Gestalter an Laptops und Mischpults keine Sekunde lang Pause während des Konzerts. Bei ihm laufen – natürlich längst kabellos – die Fäden zusammen, also die Tonspuren sämtlicher Instrumente, aber auch der Effekt- und Loopgeräte, welche das virtuose Zusammenspiel auf der Bühne überhöhen, multiplizieren und im rauen Ambiente der Kulturfabrik Stroetmann dreidimensional ausbreiten. Schon ein Solokünstler hat durch solche Techniken ungeahnte Potenziale in den Händen – das ganze gleich viermal überwältigte umso mehr. Musikalisches Konzept Aber das ganze ist Effekt-Show, sondern Teil des musikalischen Konzepts. Vor allem aber: Bernie Mallinger (Violine, Gesang), Sophie Abraham (violoncello, vocals),Cynthia Liao (Viola, vocals) und …

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Internationale Jazzfestival EBE-JAZZ – der Pandemie getrotzt

Alle (zwei) Jahre wieder das internationale Jazzfestival EBE-JAZZ, seit 2015! Glücklicherweise ist dieser Plan, Pandemie hin und her, auch diesmal wieder aufgegangen. Auch wenn nach der ersten Terminplanung für EBE-JAZZ 21, im November 2019, dann im Frühjahr 2021, als man begann das konkrete Festivalprogramm zu planen, noch nicht wusste wie sich pandemietechnisch alles entwickelt und vor allem wen man im Herbst verbindlich einladen kann. Einzige Festival-Beschränkung dieses Jahr war, dass die Veranstaltungsorte Corona-bedingt nur zur Hälfte gefüllt werden durften. Dafür konnte man die Konzerte aber auch ohne Maske genießen! EBE-JAZZ 21, das waren rein zahlentechnisch betrachtet auf 9 Tage verteilt 16 Veranstaltungen in 7 Locations, mit 8 Konzerten, einer festivalbegleitenden Ausstellung, einer Lesung, zwei Kinofilmen, Musik-Workshops und Jam-Sessions … alles was das Herz eines Jazzer höher schlagen lässt! Zu Eröffnung des diesjährigen EBE-JAZZ gab sich als Special Guest bei „Line for Ladies“ die mittlerweile 92-jährige Grande Dame des Bebop die Ehre. Nach diesem gelungenen Festivalstart folgte am Abend darauf Mario Biondi mit seinem aktuellen Programm „Dare“, gefolgt vom Michel Benita Quartett, dem Daniel Humair Trio plus Emil Spángy, sowie einer Enja Label Night mit dem …

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Von der Tiefe hoch bis zu den Sternen: Tamara Lukasheva im Solo-Recital auf einer malerischen Wasserburg Lüttinghof

„Ich finde es total spannend, was es gibt in der Welt“ – mehr als diesen Satz braucht Tamara Lukasheva nicht, um auf den Punkt zu bringen, was sie will und tut. Kein Konzert mit der ukrainischen Pianistin und Sängerin dürfte wie das andere sein – ein Solo-Recital im malerisch-romantischen Ambiente einer stillen Wasserburg am Nordrand des Ruhrgebiets im Rahmen der Konzertreihe Fine Art Jazz war vielleicht noch eine Spur einzigartiger. Wie auf ihrem neuen vielbeachteten Soloalbum „Gleichung“ stand dabei ihre subjektive Lesart von literarischer Dichtkunst aus mehreren Jahrhunderten im Fokus. Die Skala von tief empfindsamer Melancholie bis zum wagemutigen Experiment war dabei – typisch für Tamara Lukasheva, die in diesem Jahr mit dem Deutschen Jazzpreis im Fach Komposition ausgezeichnet wurde – in jedem Moment nach oben hin offen. Eine leichtfüßige Scat-Improvisation zum Aufwärmen macht auf Anhieb deutlich, was die in Köln lebende Künstlerin auszeichnet: Virtuosen Stimmeinsatz mit faszinierend vielseitigem Klavierspiel zusammen zu bringen – oft so, als würden  hier zwei Musiker und eben nicht nur eine Person agieren. Aber dann geht es schon ans literarisch Eingemachte: Clemens Brentanos zärtlich-trauriges Wiegenlied „Singet Leise“, Balladen von Novalis, …

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Charismatisch-gleichberechtigt: Die Jan Garbarek Group beim Usedomer Musikfestival 2021

Jan Garbarek, einer der einflussreichsten europäischen Musiker verfügt seit Ende der 1980er Jahre über eine feste Band, in der es um Gleichberechtigung aller Beteiligten geht. Wie sehr sich die Jan Garbarek Group als künstlerisches Zentrum des Norwegers definiert, bewies ein spektakuläres Konzert im Rahmen des diesjährigen Usedomer Musikfestivals. Eigentlich war Litauen der thematische Länderschwerpunkt beim großen Konzertmarathon an der Ostsee in diesem Jahr – das Gastspiel von Jan Garbarek, Trilok Gurtu, Rainer Brüninghaus und Yuri Daniel war eine Übernahme aus dem letzten Jahr, wo der norwegische Musiker pandemiebedingt nicht nach Deutschland reisen konnte. Das Usedomer Festival ist zwischen September und Oktober ein Kosmos der kulturellen Vielschichtigkeit – und dies an vielen unkonventionellen Spielstätten, die sich in dieser Grenzregion zwischen Deutschland ud Polen sogar über zwei Länder verteilen. Vielschichtig genug sind auch die kulturellen Einflüsse in Garbareks Band, vor allem seit der Schlagzeuger Trilok Gurtu ein Gegengewicht zur stilprägenden Ästhetik des Norwegers Jan Garbarek liefert. Und ja – die Band zeigt sich auf Anhieb in Bestform – überzeugend genug, dass auch ein eher klassik-affines Publikum schon nach der ersten Nummer zu Beifallsstürmen abhebt. Am lebendigsten sollen …

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