Insomnia Brass Band mit neuer CD „Road Works“

Vom nächtlichen Küchenmeeting ihres Debütalbums sind die Insomnia*stinnen auf die Strasse gewechselt. Vielmehr auf die ,Rail road’, denn die drei Musikanten nutzen umwelttechnisch korrekt den Schienenverkehr, um zu ihren Auftrittsorten zu gelangen. Dort rollt das schwergewichtigen Trio dann seinen Klangteppich aus scheckigen, tanzbaren Rhythmen, feinen Melodien und verschlungenen Soundgeweben aus, auf dem sie mit dem Publikum in eine eigene Welt reisen. Es ist eine Welt aus „Frosch-Rock“ (Frog Rock) mit geblähten Backen, einem Mittagsschläfchen im „Schatten eines Elefants“ (Sleeping in the Shade of Elephants) und Träumen, die vom Londoner South East (Dreaming of South East London) bis zu den Sternen (Super Constellation) reichen. Wie beim Erstling spielen bei den Bläserinnen und ihrem Schlagzeuger Ironie und Witz eine gewichtige Rolle, wenn die Goldene Hochzeit (Golden Wedding) in eine schnappatmende Verwirrtheit taumelt und ein Drum-Solo das Ding wieder anschiebt. Ironie, Witz und tiefere Bedeutung Eine innere Reise oder Hinwendung beschreibt die Mini-Brassband in Anne Lucks` (trombone) wunderbar zarter und persönlicher Komposition „So dicht Bei Mir“. Diese scheint selbst in der mehrfach übersetzten Form einer Studioaufnahme Charakter und menschliche Züge offenzulegen. Es ist eine Art musikalisch-künstlerischer Introspektion, die …

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Internationales Jazzfestival Münster 2023

Der legendäre knallrote Flügel ist Geschichte beim Internationalen Jazzfestival Münster. Der Sponsor, welcher das Festival immer wieder mit kostbaren Tasteninstrumenten ausstattet, muss Geld verdienen und hat ihn verkauft. Um so dankbarer können wir der französischen Sängerin Camille Bertault sein, dass sie in ihrem knallroten Jackett den liebgewonnenen Farbtupfer zumindest für einen Auftritt lang „ersetzte“. Irgendwie gehört diese Signalfarbe doch zur atmosphärischen Licht- und Farbregie beim Münsteraner Jazzfestival dazu. Noch mehr leuchteten die vielen musikalischen Farben, mit denen das Festival nach der Zwangspause wieder in die Vollen ging – nicht nur beim Duo mit Camille Bertault und einem betont cool aufspielenden David Helbock, nun jedoch am schwarzen Flügel. Mit vormittäglichen Impro-Konzerten in Münsters Dominikanerkirche verschrieb sich das Festival, welches „Jazz im Theater“ seit Ende der 1990er Jahre als Marke etabliert hat, auch mal einer kreativen Bespielung des Umfeldes in der Stadt. So etwas tut auf jeden Fall der öffentlichen Aufmerksamkeit gut und mag dem Festival auf die Dauer auch neues Publikum in Westfalens Studentenstadt zuführen. Ebenso weiteten die beiden Matineen den Horizont vieler aus dem In- und Ausland angereisten Festivalbesucherinnen und -besucher, was sofort auf eine …

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Shuteen Erdenebaatar kommt mit großer Besetzung und Streichquartett zum BMW Young Jazz Award-Preisträgerkonzert

Erst 2018 ist die Pianistin und Komponistin Shuteen Erdenebaatar von Ulaanbaatar/Mongolei nach München an der Isar gezogen und schon fünf Jahre später kann sie Einiges vorweisen: ein phänomenales eigenes Quartett, ein Duo, und ein 18-köpfiges Orchester mit inkludiertem Streichquartett, zwei abgeschlossene Münchner Masterstudiengänge (Jazzklavier & Jazzkomposition) und ein weiterbildendes Zertifikatsstudium Meisterklasse sowie Auszeichnungen wie den BMW Young Artist Jazz Award (2022), den Jungen Münchner Jazzpreis (2022), den Biberacher Jazzpreis (2022) sowie den 1. Preis beim Kurt Maas Jazzpreis 2021. Wer Shuteen Ertenebaatar vergangenen Donnerstag in der Unterfahrt mit ihren beiden Ensembles gehört hat, konnte spüren und miterleben, dass die junge, ursprünglich klassisch ausgebildete Musikerin, ihren Weg gefunden hat, sich als Jazz-Künstlerin  auszudrücken. Die noch druckfrische Komposition für ihr Jazzorchester, bestehend aus den besten jungen Musikern, die München derzeit zu bieten hat, ging dank diesen – trotz gegen Null tendierender Probenzeit – mitreißend über die Bühne und Shuteen versprach einem frenetisch applaudierenden Publikum, dass das gesamte Opus demnächst auf Tonträger zur Verfügung stehen wird. Dessen Produktion wird durch ein Musikstipendium der Landeshauptstadt München 2022 gefördert – um eine weitere Auszeichnung nicht zu unterschlagen. Fotos: Thomas J. …

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News: +++ Nils Wogram  mit Weimarer Hochschulbigband +++ Letzter Blue Monday in  Hilden +++ Moers Festival bis 2028 in festen Händen +++

+++ Featuring Nils Wogram: Jazzorchester der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar spielt mit preisgekröntem Posaunisten +++ Mit einem besonderen Gast begrüßt das Jazzorchester der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar das neue Jahr. Beim Abschlusskonzert der Winterarbeitsphase des „HfM Jazz Orchestra“ am Sonntag, 8. Januar 2023 um 19:00 Uhr im Festsaal Fürstenhaus ist der Komponist und Posaunist Nils Wogram zu Gast. Unter der Leitung von Jörn Marcussen-Wulff präsentiert der Posaunenvirtuose seine Kompositionen für Large Ensemble, die ursprünglich für die NDR Bigband geschrieben wurden. Nils Wogram gilt als einer der vielseitigsten und spannendsten Musiker der europäischen Jazzszene. Bekannt ist Wogram vor allem für sein hochvirtuoses Posaunenspiel, seine originellen Kompositionen sowie auch als Leader von langjährig zusammenarbeitenden Bands (Root 70, Nostalgia Trio, Muse, u.a.), die ausschließlich seine Kompositionen spielen. Im Jahr 2010 gründete er sein eigenes Plattenlabel nwog-records, auf dem er seine Alben veröffentlicht. Seit seiner Gründung 1996 hat sich das Jazzorchester der Weimarer Musikhochschule zu einem herausragenden Klangkörper der Region entwickelt. Das Ensemble beschäftigt sich zum einen mit dem Repertoire der Big Bands von Count Basie, Duke Ellington und Thad Jones sowie der Literatur von …

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Open Call: Jetzt bis 31. Dezember bewerben für das Bayerische Jazzweeekend 2023 in Regensburg

Vom 13. bis 16. Juli 2023 ist Regensburg wieder einmal ganz Jazz: am 42. Bayerischen Jazzweekend. Dafür sucht das Jazzweekend Musikerinnen und Musiker, Bands und Kombos aus allen Richtungen und Sparten der Jazzmusik. Die Bewerbung kann digital auf der Website unter diesem Link eingereicht werden. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Dezember 2022. Ein fünfköpfiges Kuratorium entscheidet über das Programm und wählt die Bands aus den eingehenden Bewerbungen aus. Die Programmgestaltung und Verteilung auf die einzelnen Spielorte definiert die künstlerische Leitung (Christian Sommerer) in Absprache mit der Veranstalterin, der Stadt Regensburg. Die Auswahl aus den eingegangenen Bewerbungen ist im Februar 2023 abgeschlossen. Informationen: jazzwe.de Das Beitragsbild zeigt das Anarchist Brass Collective in der Drei-Mohren-Straße am  Stadttheater. Foto: Juan Martin Koch

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Neue Nachlässe und eine Tagung 2023 im Lippmann+Rau-Musikarchiv Eisenach

Das Lippmann+Rau-Musikarchiv Eisenach hat 2022 wichtige popkulturelle Nachlässe übernommen und veranstaltet im Januar 2023 eine öffentliche Tagung über das Musiksammeln und Jazzklubs in der DDR. Whitney Houston, Nana Mouskouri und Louis Armstrong: Wichtige Dokumente über diese Musiker:innen gehen als Teil der Sammlungen von Siegfried Schmidt-Joos, Karlheinz Drechsel und des Dresdner Jazzklubs Tonne an das Lippmann+Rau-Musikarchiv Eisenach. Die interdisziplinäre Tagung Populäre Musik und Geschichte: Sammeln – Forschen – Publizieren in Kooperation mit der Musikhochschule „Franz Liszt“ Weimar am 27. und 28. Januar 2023 befasst sich mit der Geschichte populärer Musik in BRD und DDR. Die Vorträge und Diskussionen widmen sich Sammlern und Forschungsinstitutionen in Ost und West, der aktuellen Forschungsarbeit im Lippmann+Rau-Musikarchiv sowie dem 1973 erstmals veröffentlichten Rock-Lexikon von Siegfried Schmidt-Joos. Außerdem befasst sich ein Roundtable mit den Jazzklubs in der DDR. Das Programm der öffentlichen Tagung, die von Konzerten im hauseigenen Jazzklub eingerahmt wird, und bei der auch Schmidt-Joos sein neues Buch über den Konzertveranstalter Fritz Rau präsentieren wird, kann auf der Website des Archivs eingesehen werden (www.lippmann-rau-stiftung.de/l-r-musikarchiv/archivtagung-2023/). Neue und wichtige Sammlungen Im Pandemiejahr 2022 konnte das Lippmann+Rau-Musikarchiv seine schon jetzt umfassenden und bedeutenden Bestände …

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+++ News: Jazz Heroes, Sparda Jazz Award 2023 und kubanische Weihnachten +++

+++ „JAZZ HEROES“ Bewerbung noch bis 9. Dezember 20022 +++ Der neu gewählte Vorstand der Jazz Federation Hamburg (JFH) möchte sich dafür einsetzen, das Gender-Equality sich möglichst kurzfristig in der Veranstaltungs-Programmatik der JFH widerspiegelt und vom Verein intern sowie extern wahrnehmbar gelebt wird. Auch in 2023 wird die Jazz Federation wieder das Projekt „Jazz Heroes“ umsetzen, erneut gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien aus dem Hamburger Musikstadtfonds. Im kommenden Jahr möchten wir diese Reihe aber erstmals exklusiv für weibliche und non-binäre Bandleader*innen aus der Region Hamburg ausschreiben, um diesen bislang bei uns eher unterrepräsentierten Gruppen eine Bühne zu geben und den vorher beschriebenen Prozess zu unterstützen. Beim Projekt „Jazz Heroes“ geht es darum, es Hamburger Musikerinnen zu ermöglichen, erfahrene, renommierte Gastmusikerinnen zu einem intensiven (ein- bis zweitägigen) Probe-Workshop mit anschließendem Konzert einzuladen und damit lang erträumte Kooperationen zu verwirklichen. Auf diese Weise sollen die ausgewählten lokalen Musiker*innen ihr individuelles, künstlerische Profil weiterentwickeln und stärken können. Hier noch einmal zur Übersicht das Angbeot der JFH: – ein fair bezahltes Konzert in der Jazzhall in der Konzertsaison ab Herbst 2023 mit deinem/-r „Jazz Hero“ einschließlich ein bis …

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Von 0.03 U bis 4:58 Uhr: Lange Jazznacht auf Bayern 2 am kommenden Wochenende

Sich mit Jazz die Kante geben: Fünf Stunden Live-Aufnahmen im Radio: Für viele Fans ist diese lange Jazznacht Kult. Seit 2011 stellen die BR-Hörfunkmoderatoren Ulrich Habersetzer und Roland Spiegel am ersten Dezember-Wochenende Highlights aus Live-Mitschnitten des BR vor. Fünf Stunden schildern sie bei dieser Sendung aus dem Funkhaus in München, welche Musik sie im zu Ende gehenden Jahr besonders beeindruckt hat, und spielen ausführliche Ausschnitte aus den betreffenden Konzert- und Festival-Mitschnitten. Der Termin für die zwölfte Ausgabe der Sendung: die Nacht vom 3. auf den 4. Dezember, 0.03 Uhr bis 4:58 Uhr. Dabei wird Musik von Spielorten wie dem Birdland Neuburg, dem Studio 2 im Münchner BR-Funkhaus, dem Thon-Dittmer-Hof in Regensburg, der Kulturwerkstatt Auf AEG in Nürnberg, der Seidlvilla in München oder auch dem Kultur- und Tagungszentrum Murnau zu hören sein – von Interpreten wie Philip Catherine, Daniel Garcia, Ganna Gryniva, Olga Reznichenko, Aki Takase, Julian Lage und anderen. Die Musik wird ausschließlich aus Live-Aufnahmen stammen, die nicht im Handel erhältlich sind: lauter Unikate, in denen auch die Live-Atmosphäre deutlich zu spüren ist. Mit dabei sind auch Aufnahmen, die erst vor wenigen Tagen entstanden: etwa …

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CD von Jens Düppe. CD von Jens Düppe.

Ego-d – Jens Düppe auf „Lebensweltreise“ – erstes Solo-Album des Schlagzeugers

Von Dietrich Schlegel. Es klingt keineswegs anmaßend oder gar snobistisch, wenn Jens Düppe im Gespräch beiläufig erwähnt, dass er auf seinen weltweiten Konzertreisen die Essay-Sammlung „Silence“ von John Cage im Gepäck mitführt, um sich von der Musikphilosophie und den Einsichten des in jeder Hinsicht alle Grenzen überschreitenden Zen-Buddhisten für seine eigenen Kompositionen  und Improvisationen inspirieren und seine eigene Weltsicht überprüfen und womöglich erweitern zu lassen. Der aus dem Schwäbischen stammende, seit langem in Köln heimische Schlagzeuger, Percussionist, Komponist, Bandleader, Klang-Erforscher, gilt als einer der einfallsreichsten Musiker im weiteren Bereich des zeitgenössischen Jazz mit offenen Grenzen zur Minimal Music. Anima Dabei geht er stets bedächtig vor, lässt vieles reifen. Für das erste Album unter eigenem Namen mit eigener Band (Anima, 2015) ließ er sich fast zwei Jahrzehnte Zeit, denn sie brauchte er mit seinen vielfältigen Engagements am Drumset mehrerer Big Bands und der fast unübersichtlichen Anzahl kleinerer Formationen der Kölner und rheinischen Jazzszene wie auch für seine ungewöhnlichen Kommunikationskonzerte etwa in einem „Geräusch-Café“. Nun hat er die Corona bedingte Zwangspause von Live-Auftritten genutzt, um sich den lang gehegten Wunsch einer Solo-Einspielung zu erfüllen. „The Beat“ Als …

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