Beruf: Jazzmusiker (4) – Der schönste Beruf der Welt

In der ersten Folge meines Blogs schrieb ich, dass Jazzmusiker für mich der schönste Beruf der Welt sei. Warum, das möchte ich nun erläutern.

Lebenslang Neues entdecken können
Nachdem ich mit 16 den Jazz für mich entdeckt hatte, war mir recht schnell klar, dass ich mich mein ganzes Leben mit (Jazz-)Musik beschäftigen können würde, ohne jemals „ausgelernt“ zu haben. Diese Vorstellung war zunächst durchaus beängstigend; glücklicherweise habe ich während meines Studiums aber eine positive Einstellung dazu gefunden – und freue mich seitdem sehr über den Ausblick, zeitlebens faszinierende Musik neu kennenzulernen oder neue Facetten an vermeintlich Altbekanntem zu entdecken.

Selbstbestimmt handeln
Ich genieße die Freiheit, selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können. Es wäre mir schwer gefallen, meine Lebenszeit und Arbeitskraft für fremde Zwecke aufzuwenden, hinter denen ich schlimmstenfalls gar nicht hätte stehen wollen.

Gleichzeitig trage ich das volle Risiko für meine Entscheidungen und bin daher gezwungen, mich gegenüber allen beteiligten Personen (einschließlich mir selbst) verantwortungsbewusst zu verhalten.

Reisen ins Innere…
Bei meiner intensiven Beschäftigung mit der Musik – in künstlerischer wie in geschäftlicher Hinsicht – stoße ich unweigerlich immer wieder an Grenzen, auf Sachen, die mir mitunter große Probleme bereiten.

Nun stünde es mir als Selbstständigem ja frei, diese Grenzen als gegeben und unverrückbar zu akzeptieren. Das aber würde Stillstand bedeuten; ich würde aufhören, Fragen zu stellen und nach Lösungen zu suchen – und mich so daran hindern, mich beruflich wie menschlich weiterzuentwickeln.

Mir gefällt es sehr, dass mein Beruf einen geradezu zwingt, sich selbst genau kennenzulernen – auch und gerade die Seiten, die man am liebsten gar nicht kennengelernt hätte.

Reisen ins Äußere…
Konzertreisen sind zwar manchmal anstrengend, aber dennoch eine der schönsten Seiten meines Berufs. Die Musik hat mich mit Anfang 30 bereits in über 20 Länder geführt. Ich durfte viele fremde Menschen und Kulturen kennenlernen, konnte Freundschaften schließen und etwaige Vorurteile durch reale Eindrücke ersetzen.
Dieser Blogeintrag ist in einem Hotelzimmer in Lissabon entstanden.

Auch das eigene Land lernt man intensiv kennen, mit all seinen regionalen und gesellschaftlichen Unterschieden.

Nette Kollegen
Nahezu alle Jazzmusiker, die ich bisher kennenlernen durfte, sind zusätzlich zu ihren herausragenden musikalischen Fähigkeiten angenehm ehrlich, bescheiden, freundlich und intelligent. Zudem kann ich mir in erfreulich hohem Maße aussuchen, mit wem ich zusammenarbeiten möchte.

Und das schönste ist: Im musikalischen Zusammenspiel mit anderen erfährt man mitunter viel über die jeweiligen Persönlichkeiten, ohne dass ein einziges Wort darüber gesprochen wurde.

Weltsprache Musik
Jazz ist grenzenlose Musik, er entstand aus dem Zusammenmischen verschiedener Einflüsse und lebt seit jeher davon. Das macht ihn immun gegen jede Form von -ismus und Dogmatisierung. Seine Ausübung steht jedem offen, gleich welchen Geschlechts, welchen Alters, welcher Hautfarbe, Religion oder Herkunft.

Sinnvolle Tätigkeit
Nicht nur erfüllt mich mein Beruf mit Sinn, ich habe auch stets den Eindruck, etwas richtiges und wichtiges für die Gesellschaft zu tun. Wir machen Musik, um unsere Zuhörer aus dem Alltag zu entführen, ihnen eine schöne, intensive und anregende Zeit zu bereiten. Im Idealfall sprechen wir gleichermaßen Kopf, Herz, Bauch und Füße unserer Zuhörer an.

Zum Schluss ein schöner Satz von Orson Welles: „Nobody who has ever made an honest effort to find out about it has ever failed to end up as a jazz enthusiast.“

Lust auf Jazz bekommen? Kommt zu unseren Konzerten, es lohnt sich! Wenn ihr mögt, beschäftigt euch intensiver damit, egal ob als Hörer oder als Spieler!
Wo läuft in Eurer Stadt Jazz? Findet es hier heraus.

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